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Veröffentlicht am 22. Juni 2015 von lyrikzeitung
Es ist nicht auszuschließen, dass gerade das Obszöne die Chance bietet, Gott näher zu sein als alle politisch korrekten oder ideologisch verbratenen Sprachen des Erdballs, in denen er unsichtbar bleibt. Das Obszöne ist nur die spiegelverkehrte Seite des Heiligen, dessen Sprache jedoch bis auf weiteres vom „offiziellen Kirchenjesus“ (Klaus Kinski) gepachtet ist. In den unüberhörbaren Anklängen an das Kirchenlied, in der litaneiartigen Wiederkehr des Namens „Marie“ bewahrt Paulus Böhmer den Nimbus des Unaussprechlichen, und er verknüpft es mit dem Albern-Profanen („Über dem Pudding“), dem Erhabenen („im abströmenden Sternwind“) und dem Mystischen („im/Nachglühen des Corpus“), um jener so mittelalterlichen wie barocken, uns unendlich ferngerückten Erfahrung der göttlichen Allgegenwart teilhaftig zu sein. In all ihrer Schönheit und Abgründigkeit haben die Dichter und Mystiker sie immer nur zu umschreiben, nie zu beschreiben gewagt. / Jan Volker Röhnert in der Frankfurter Anthologie über eins der wenigen kurzen Gedichte von Paulus Böhmer
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Jan Volker Röhnert, Paulus Böhmer
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