46. Thomas Brasch

war das Enfant Terrible der DDR – manche meinen, das einzige. Der älteste Sohn des SED-Funktionärs und stellvertretenden Kulturministers Horst Brasch, der als jüdischer Flüchtling und Mitgründer der FDJ nach dem Krieg bewusst in die russische Besatzungszone gegangen war, eckte früh an: beim Vater wie beim Arbeiter- und Bauernstaat, das war ja nicht zu trennen. Unmittelbar nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns ging er 1976 in den Westen und wurde dort auch nicht heimisch. 2001 endete sein verzweifeltes, von Alkohol und Drogenkonsum imprägniertes Leben. Er hinterließ Dramen, wenig Prosa („Vor den Vätern sterben die Söhne“ macht ihn im Westen 1977 gleich berühmt und öffnete ihm zunächst viele Türen in den Literaturbetrieb), vor allem aber großartige Gedichte. Dass man diesen radikalen, wütenden, existenziell ausgelieferten Poeten nicht vergessen – oder unbedingt aus dem Vergessen zurückholen – sollte: Diese Erkenntnis konnte man mitnehmen nach einer bemerkenswerten Hommage an den langjährigen Lebensgefährten von Katharina Thalbach im Weingut Dilger in der Freiburger Urachstraße. / Bettina Schulte, Badische Zeitung

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