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Veröffentlicht am 7. April 2014 von lyrikzeitung
„Völker bunt im Festgezelt*, wird die Glut sie löten?“ So beginnt ein Gedicht des österreichischen Schriftstellers Hugo von Hofmannsthal (1874-1929). Er schrieb es kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Der Titel des Gedichts ist zugleich der Titel der Ausstellung, die vom 9. April bis 3. Juni im Frankfurter Goethehaus zu sehen ist. „Österreichs Antwort – Hugo von Hofmannsthal im Ersten Weltkrieg“ ist die Ausstellung überschrieben und verquickt Hofmannsthals Biografie und die politischen Ereignisse vor 100 Jahren. / Schwäbische
*) Schreibt eine dpa-Meldung. In Hofmannsthals Gedicht steht allerdings etwas andres (was es zwar auch nicht rettet):
Österreichs Antwort
»Völker bunt im Feldgezelt,
Wird die Glut sie löten?
Östreich, Erdreich vieler Art,
Trotzest du den Nöten?«
Antwort gibt im Felde dort,
Faust, die festgeballte,
Antwort dir gibt nur ein Wort:
Jenes Gott erhalte!
Unsern Kindern eint uns dies,
Wie’s uns eint den Vätern,
Einet heut die Kämpferschar
Hier mit uns, den Betern.
Berge sind ein schwacher Wall,
Haben Kluft und Spalte:
Brust an Brust und Volk bei Volk
Schallt es: Gott erhalte!
Helden sind wie Kinder schlicht,
Kinder werden Helden,
Worte nicht und kein Gedicht
Könnens je vermelden.
Ungeheueres umfaßt
Heut dies heilig Alte,
Und so dringts zum Himmel auf:
Unser Gott erhalte!
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke. Erste Reihe in drei Bänden, Band 1, Berlin 1924.
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Hugo von Hofmannsthal
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