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Veröffentlicht am 16. Februar 2014 von lyrikzeitung
Um 1,5 Millionen Franken wird heuer die [norwegische] Literaturförderung gekürzt. Neben vielem anderem ist auch das Herzstück des Systems betroffen, die «Einkaufsordnung»: Von allen belletristischen Neuerscheinungen norwegischer Autoren kauft der Staat nahezu unbesehen tausend Stück, die er an Bibliotheken verteilt. Selektive Einkaufsordnungen für Kinderliteratur, Sachbücher und übersetzte Literatur kommen hinzu, so dass das Königreich alljährlich eine halbe Million Bücher erwirbt.
Von Autoren und Verlagen wird das Programm geschätzt. Nebenwirkungen sind aber unverkennbar. Viele der rund 150 jährlich verlegten Lyrikbände werden kaum je ausgeliehen, wie die Bibliothekschefin der Region Hordaland einer Zeitung erzählt: «Wenn sie fünf Jahre im Regal gestanden haben, werfen wir sie weg.» Ein Kritiker des Geldverteilens ohne wirksame Qualitätskontrolle ist der Schriftsteller Jon Fosse: «Es gibt einen Unterschied zwischen seriöser Literatur und dem, was man früher Kioskliteratur nannte, z. B. Krimis. Diesen Unterschied hat man aus kulturpolitischen Gründen zu verwischen versucht.» Mit dem Vorschlag, Unterhaltungsliteratur von der Einkaufsliste zu streichen, provozierte er einen Sturm der Entrüstung. Der Kulturrat, dem die Umsetzung der Massnahme obliegt, hält denn auch am Giesskannenprinzip fest. Bis ein neues Konzept erarbeitet ist, wird aber der Preis, der den Verlagen pro Buch bezahlt wird, um dreissig Prozent gekürzt. / Aldo Keel, NZZ
Kategorie: NorwegenSchlagworte: Aldo Keel, Bibliotheken, Jon Fosse, Literaturförderung
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als heimliche hommage an den norwegischen skandal schrieb mein mitarbeiter vorhin diesen text:
Herold Himmelfahrt, 17.2.2014
(c) http://www.WELTPOESIE.de
PROFILNEUROTISCHE POESIE
(ÜBER DEN AUSGEPRÄGTEN STIL)
die veröffentlichung dieses gedichtes
sagt noch nichts über die bedeutung
des autors oder des gedichtes selbst
dessen wortschatz sich beim verleger
erfolgreich anbiedern konnte so daß
du meine geschätzte leserin hier und
jetzt meine meinung über das weltganze
erfahren kannst was dich natürlich
sehr glücklich macht denn du liebst
nicht nur die lyrik an sich sondern
erstrecht das gefühl an dieser zweit-
schönsten sache der welt wirklich aus
erster hand teilhaben zu können indem
du das vorliegende gedicht liest und
dann deinem freund davon erzählst
weil dich die position die ich als
autor darin vertrete von ganzem
herzen überzeugt wie nichts anderes
auf der welt die wir hier nochmal
erwähnen um deutlich zu machen daß
es sich um weltlyrik vom feinsten
handeln muss insofern wir das feine
wie feinstaub in wörtern vermuten
die dank einiger zeilenumbrüche
wie lyrik aussehen obwohl wir noch
nicht ganz verstehen warum es fast
reimlos verbluten soll aber die
last der verantwortung liegt
selbstredend beim dichter als
einzigen täter und scharlatan
dessen literarischer wahn in
der letzten zeile mit einem
gewaltigen knall zu fall
gebracht wird und seitdem
in der staubigen ecke des
alten bücherregals kauert
und jedem harmlosen leser
mit irrem blick auflauert
denn es erträgt diese
zweidimensionale stille
der gedruckten einsamkeit
nur wenn es von zeit zu
zeit von einem leser
beachtet wird BITTE
LIEBKOS MICH UND
LASS MICH NOCH
EINMAL IN DEINEN
GEDULDIGEN SCHOß
DENN DIE WELT
WIRD IN DEINEN
WARMEN ARMEN
ERST WIRKLICH
SO GROß DAß
SICH MEINE
IDENTITÄT
ALS GE-
DICHT
VER-
RÄT
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sehr interessant, von dieser variante zu erfahren! was die DEUTSCHE kulturlandschaft betrifft, kann ich aus eigener erfahrung seit mehr als 2 jahrzehnten hinzufügen, daß auch das selbstgemachte SUBKULTUR-DUMPING von mittellosen veranstaltern UND mittellosen künstlen dazu beiträgt, die ökonomische situation zu verschärfen. aus diesem grund wurde 2005 in berlin die „kulturpartei“ gegründet, die zwar zur senatswahl antrat, aber die 5% hürde nicht schaffte. hier in DÜSSELDORF erlebe ich ähnliche verhältnisse, jüngst erst durch eine nette, kleine (mich vom ambiente her an neukölln erinnernde) galerie namens „4WändeMarie“, die mich für eine lesung „buchen“ wollte, aber KEINE GAGE zahlen wollte/konnte. da es auch im rheinischen schickimicki dorf genug künstler gibt, die PROJEKTGEIL genug sind, um überall kostenlos aufzutreten, hinterlässt mein boykott dieser eigentlich nett gemeinten einladung keinerlei kulturpolitische spuren. aber diese frustrierende erfahrung inspirierte mich heute morgen zur niederschrift der einleitung einer kommenden broschüre mit parteiübergreifenden GRUNDSÄTZEN ZUR GRÜNDUNG EINES SUBKULTURMINISTERIUMS:
http://poemie.jimdo.com/presse/pl%C3%A4doyer-f%C3%BCr-metapolitik-2013-metaministerium-f%C3%BCr-sehnsucht-seele/selbstboykott-der-subkultur/
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