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Veröffentlicht am 29. August 2013 von lyrikzeitung
„und aus dem äußersten Ende der Nacht der blühende Weißdorn aufstand.“
Wenn es noch Argumente gebraucht hätte, mit diesem Vers hätte Graham mich gehabt. Im antikisierenden Rhythmus bricht sich einer Erfahrung Raum, die die Enden aus Sinnlichkeit und Reflexion ineinanderbiegt zu einer auf der Seite liegenden Acht, und der blühende Weißdorn ist geradezu zu riechen. Der Vers ist dem langen Gedicht „Chaos“ entnommen, das sich ungefähr in der Mitte des Bandes befindet. Ein Zufall vielleicht, dem Titel entsprechend, aber nach vorn wie nach hinten gebiert der Band Ordnung. Oder etwas, das einer Ordnung ähnelt.
Das erste Lesen war mir ein Rausch. Niemals zuvor war ich in einer so kurzen Zeit durch einen solchen Berg von Gedichten geritten. Atemlos, erschüttert, befreit. Ja, dachte ich immer wieder, so muss man das machen.
Region der Unähnlichkeit. Region of Unlikeness. Allein das Wort Unähnlichkeit, das Abweichende in der Identität, die selbst nicht identisch, flirrende Ränder, die ganze Dialektik in einem Wort. So wie Geschichte in einem Text von Graham zusammenschnurrt. Das ganze zwanzigste Jahrhundert. Rhythmisch, politisch, intellektuell. Als wäre Ordnung möglich. / Jan Kuhlbrodt, Signaturen
Dort ein Beitrag von Jan Kuhlbrodt über den Sammelband „Helm aus Phlox“ und zur Eröffnung eines Diskurses über „Lyrik heute“ ein so überschriebener, bisher unveröffentlichte Kurzessay von Wolfram Malte Fues.
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Jan Kuhlbrodt, Jorie Graham, Wolfram Malte Fues
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