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Veröffentlicht am 7. Juni 2013 von lyrikzeitung
In diesem Moment erleben Jugendliche auf dem Taksim Platz die Begeisterung ihres Erfolgs, und im Fernsehen versuchen eine Reihe von Greisen, das zu deuten. Ich möchte keiner von ihnen sein. Ich möchte keiner von ihnen sein, weil die Alten, die auf den Taksim Platz und den Gezi Park blicken, nicht verstehen. Sie schauen durch ihre eigenen Brillen. Nach wie vor verwenden sie untereinander die gleichen Begriffe. Nach wie vor stellen sie ihre veralteten Sichtweisen zur Schau. Nach wie vor sind ihre Sätze behutsam, jeder ihre Kommentare ist bedacht auf Ausgewogenheit.
Wenn die Alten gegen jene sind, die sich auf dem Platz befinden, sprechen sie ihre vernünftig klingenden Sätze und singen 40 Jahre alte Volkslieder. Wenn sie auf der Seite der Protestierenden stehen, singen sie 40 Jahre alte Hymnen. (…)
Ich nahm an, sie würden sich nicht dafür interessieren, was in der Welt geschieht. Ich nahm an, dass sie keine anderen Welten außer ihren Smartphones kennen würden. Ich nahm an, dass sie nicht gerne lesen würden. Ich nahm an, dass ihnen das seit Jahrtausenden angesammelte kulturelle Wissen der Menschheit egal sei. Ich nahm an, dass sie sich für nichts interessierten, das sich außerhalb ihrer engsten Freunde und Verwandten abspielt. Ich habe mich geirrt. Und wie ich mich geirrt habe! / Celil Oker, Die Welt
Kategorie: TürkeiSchlagworte: Celil Oker
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