43. Hitomaros letzte Liebe

„Hitomaros letzte Liebe“ ist kein Roman, sondern ein empfehlenswerter Aufsatz des Japanologen André Wedemeyer (1875-1958) über den Dichter Kakinomoto-no Hitomaro, der im 7. und 8. Jahrhundert lebte und als einer der „6 berühmten Dichtergenien“ verehrt wird.

Damals schrieb man in einer der kompliziertesten Schreibsprachen der Welt, die viele verschachtelte Sprachspiele erlaubte. Was für Dichter und Leser damals ein reizendes Spiel bedeutete, wäre für uns heute völlig unverständlich wenn es nicht Generationen von Erklärern gegeben hätte.

Auch deutsche Gelehrte haben sich dem Verständnis altjapanischer Dichtkunst gewidmet und Großes auf diesem Gebiet geleistet. André Wedemeyer ist einer von diesen. Völlig zuhause in den Schatzkammern zweier Kulturen, der deutschen und japanischen, sah er mehr als viele andere und konnte es auch schöner herüberbringen. / Jan Kellendonk, Lokalkompaß

(Der Aufsatz mit den Übersetzungen hier zum Download)

Auszug

Dem Langgedicht hat Hitomaro zwei Kurzgedichte beigegeben, von denen das erste in der Textüberlieferung in zwei Fassungen erscheint, so daß hier drei Gedichte vorliegen.

lhami no ya
ko-no-ma YOl’i
Takatsunu yama no
aga furu sode wo
imo mitsuramu ka?

In Iwami noch
aus der Waldlichtung
vom Berg Takatsuno
den ich geschwenkt, den Ärmel,
ob die Liebste ihn wohl sah?

Ihami naru
ko-no-ma yo mo
Takatsunu yama no
aga sode furu wo
imo mikemu kamo!

In Iwami, hier,
aus der Lichtung selbst
vom Berge Takatsuno
das Schwenken meines Ärmels,
sie hat’s gewiß gesehn, ach!

Sasa ga ha ha
midaredomo,
mi-yama mo saya ni
are ha imo omofu,
wakare kinureba.

Bambusgrasblätter
flimmern zwar, aber
auf dem Berg auch hellschimmernd
ich gedachte der Liebsten,
weil ich ja vom Abschied kam.

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