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Veröffentlicht am 30. August 2012 von lyrikzeitung
Margarete Biereye erzählt mehrere solcher kleinen Begebenheiten, die sich wie Puzzleteile fast zwingend zu dem Stück „La Luna Luna“ fügen und ihr immer wieder aufs Neue gezeigt haben, dass die Zeit für Lorca und das Wandertheater Ton und Kirschen endlich gekommen war. Sie spricht von der Entdeckungsreise, die diese tiefe Auseinandersetzung mit dem spanischen Dichter gewesen ist. Im März waren sie dann mit „La Luna Luna“ beim Teatro Libre de Chapinero in Kolumbien. Dort, wo Federico García Lorca noch heute ein hoch geschätzter Dichter ist. Sie haben vor 6000 Leuten gespielt. Ihre Befürchtung, dass die Leute vielleicht schon während des Stückes gehen würden, hat sich nicht erfüllt. Im Gegenteil, die Leute kamen zu den anderen Vorstellungen sogar wieder.
„La Luna Luna“ sei im Grunde weniger ein Theaterstück, sondern ein großes Gedicht. So wie die Gedichte Lorcas kleine Theaterstücke sind, sagt Margarete Biereye. Und manchmal braucht es Zeit, bis sich deren Zauber öffnet. / Dirk Becker, Potsdamer Neueste Nachrichten
Kategorie: Spanien, SpanischSchlagworte: Dirk Becker, Federico García Lorca, Margarete Biereye, Theater
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»Dort, wo Federico García Lorca noch heute ein hoch geschätzter Dichter ist« – diese passage klingt ein wenig so, als wenn lorca woanders mittlerweile nicht mehr so hochgeschätzt wäre. das behauptet der autor, bei lesen des gesamten artikels, zwar keineswegs, trotzdem kommt die formulierung vielleicht nicht von ungefähr. »In Deutschland ist Federico García Lorca heute vor allem durch seine Theaterstücke bekannt. So hat ihn auch Margarete Biereye kennengelernt«, heißt es an anderer stelle. dass man lorca hierzulande besonders als dramatiker schätzt, habe ich auch wahrgenommen, und bei manchem/r gesprächspartner/in spürte ich ein gewisses ungläubiges befremden, wenn ich darlegte, dass lorca im spanischsprachigen raum vor allem als lyriker zu den ganz großen zählt (mutatis mutandis mit der position eines celan vergleichbar). dass diese einschätzung hier nicht so verbreitet ist, liegt zum einen wohl daran, dass seine sprachliche kühnheit bei gleichzeitiger musikalität für nicht-native ohren sicherlich schwerer zu erfassen ist, zum anderen am jahrzehntelangen monopol der unsäglichen übersetzungen von enrique beck (kürzlich unverständlicherweise vom sonst so verdienstvollen wallstein verlag wiederaufgelegt), die den virtuosen erneuerer als bemühten pathetiker erscheinen lassen. als rache hier das anlassgebende gedicht ohne übersetzung:
Romance de la luna, luna
A Conchita García Lorca
La luna vino a la fragua
con su polisón de nardos.
El niño la mira mira.
El niño la está mirando.
En el aire conmovido
mueve la luna sus brazos
y enseña, lúbrica y pura,
sus senos de duro estaño.
Huye luna, luna, luna.
Si vinieran los gitanos,
harían con tu corazón
collares y anillos blancos.
Niño, déjame que baile.
Cuando vengan los gitanos,
te encontrarán sobre el yunque
con los ojillos cerrados.
Huye luna, luna, luna,
que ya siento sus caballos.
Niño, déjame, no pises
mi blancor almidonado.
El jinete se acercaba
tocando el tambor del llano.
Dentro de la fragua el niño,
tiene los ojos cerrados.
Por el olivar venían,
bronce y sueño, los gitanos.
Las cabezas levantadas
y los ojos entornados.
Cómo canta la zumaya,
¡ay, cómo canta en el árbol!
Por el cielo va la luna
con un niño de la mano.
Dentro de la fragua lloran,
dando gritos, los gitanos.
El aire la vela vela.
El aire la está velando.
(Aus: Romancero gitano [1924])
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