39. Brauchen sie nicht

Die arabische Jugend wendet sich nicht nur gegen verknöcherte, autoritäre Regime. Mittlerweile geraten auch Intellektuelle in die Kritik, denen Duckmäuserei oder sogar Anbiederung bei den Machthabern vorgeworfen wird.

… Auch der berühmte syrisch-libanesische Dichter Adonis bleibt von Kritik nicht verschont. Kurz nach der enttäuschenden Rede des syrischen Präsidenten Bachar al-Asad Ende März erschien in der überregionalen arabischen Zeitung «Al-Hayat» seine Kolumne. Darin beschreibt Adonis zwar das Herrschaftssystem in Syrien, ohne aber die eigene Position gegenüber dem Regime klar zu formulieren. Im Internet kursieren auf sogenannten «schwarzen Listen» oder «Listen der Schande» die Namen von Dichtern, Journalisten und Wissenschaftern, die Gelder von arabischen Herrschern erhalten haben sollen. …

Der marokkanische Literaturwissenschafter Abdalsamad al-Kabbas schreibt in einem Artikel für die arabische Website Alawan, dass für die jungen Revolutionäre die Dinge klar seien: «Sie brauchen die etablierten Intellektuellen nicht, um sich zu orientieren – weder die Regimetreuen noch die Oppositionellen.» Ebenso wenig brauchten die Revolutionäre noch lange Reden von Parteivorsitzenden, egal welcher Richtung, Verse avantgardistischer Dichter oder die Songs engagierter Liedermacher. Das gilt für Tunesien, Ägypten, aber auch für die «Bewegung des 20. Februar» in Marokko.
/ Mona Naggar, NZZ

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