26. Dresden: Spannende Stimmen

In den Dresdner Neuesten Nachrichten ein Bericht von Michael Ernst über die Veranstaltungen zum Dresdner Lyrikpreis:

Die vielen Einsendungen bestätigen einerseits den Stellenwert, den dieser aller zwei Jahre im Rahmen der Bardinale ausgetragene Wettbewerb inzwischen besitzt. Andererseits verlangt er der Vorjury ein immenses Lesepensum ab. Bis zu zehn Texte dürfen die Bewerber jeweils vorlegen, für genau zehn Teilnehmer der Endrunde müssen sich die Fachleute dann entscheiden. Das könnten also immer noch einhundert Gedichte sein, die da zu hören und zu bewerten wären. Wegen der Absage eines Autors lasen am Sonnabend Vormittag „nur“ neun Dichterinnen und Dichter im Erich-Kästner-Museum. Marie Stastná war in der zuvor ausgelosten Reihenfolge gleich als Zweite dran und hat sich mit ihren poetischen Texten um Träume, Ängste, Familie und Liebe der Jury derart eingeprägt, dass sie die anderen acht Lesenden glatt ausstach. Dabei waren etwa dank Iva Kurilová und Ondrej Buddeus mindestens zwei weitere sehr spannende Stimmen aus Tschechien mit von der Partie.

Die 1982 geborene Kurilová überzeugte mit schmerzlich trefflichen Bildern in ihren prägnant kurzen Texten, der zwei Jahre jüngere Prager Buddeus bestach gar durch teils zweisprachigen Vortrag seiner Innerliches mit Welthaltigkeit verbindenden Arbeiten, mit denen er das Anliegen des Wettbewerbs in besonderer Weise erfüllte. Ansonsten waren die deutschen und tschechischen Originale beim Rezitieren in der jeweils anderen Landessprache mitzulesen. Gut gestaltete Vortragskunst gelangen auch dem Saarländer Konstantin Ames, der gegenwärtig am Leipziger Literaturinstitut studiert und in seinen mitunter experimentell lautmalerischen Versen deutliche Zeitbezüge verpackt hat, sowie dem aus Oberbayern stammenden Frank Ruf, der einen bezwingenden Zyklus von Voodoo-Gedichten vortrug.

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