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Veröffentlicht am 27. Juli 2010 von lyrikzeitung
Eichendorffs poetischer Rang bleibt unbestritten, die Figur aber ist ambivalent. Einerseits: ‚Eichendorff‘, sagt Killmayer, ‚will sein Glück über die Welt, die Erde mitteilen, die von Gott geschaffen worden ist . . . Er ist glücklich in der Natur und in seinem Glauben.‘ Andererseits: Einem ganz und gar düsteren späten Eichendorff-Text haben sich die Komponisten Wolfgang Rihm und Manfred Trojahn verschrieben. ‚Klang um Klang‘ heißt das Gedicht, es geht um böse Jägerrufe in der Natur, einen Schuss, um verwirrende Stimmen: ‚Hüt dich zu dieser Stunde, / mein Herz ist mir so schwer!‘ Trojahn verwandelt das in eine brütende Traumepisode zweier Frauenstimmen, Rihm lässt einen Tenor in fließender Melodik anheben, ehe er diesen in verwunschene Tonräume schickt. …
Freilich, schon die neuere Germanistik sah den Romantiker Eichendorff durch die Widersprüche zwischen einem Ideal und der allmählich technifizierten Lebensrealität wie entzaubert dastehen: ‚Während sich die Wirklichkeit rasant verändert, steht in den Gedichten Eichendorffs die Zeit gleichsam still.‘ Schreibt Matthias Kruse in ‚Tänzer, Sänger, Spielmann‘ (Verlag Olms). ‚Durch Formeln, Klischees, „fast vorgestanzt wirkende Naturschilderungen“‚, mache es sich Eichendorff zum Anliegen, ‚die Zeit vor dem Verfall retten‘ zu wollen. / Wolfgang Schreiber, Süddeutsche 20.7.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Joseph von Eichendorff, Manfred Trojahn, Matthias Kruse, Vertonung, Wilhelm Killmayer, Wolfgang Rihm, Wolfgang Schreiber
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