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Veröffentlicht am 5. April 2010 von lyrikzeitung
Namen für neue Produkte zu finden, ist dieses Jahr leicht in Lateinamerika. Sieben Länder feiern 200 Jahre Unabhängigkeit, Bicentenario heißt das Gedenkjahr auf Spanisch. …
Zwar haben die meisten Länder Lateinamerikas in den letzten Jahren politisch viel erreicht, ihre Demokratien gefestigt. Doch hundert Millionen Lateinamerikaner haben wenig davon, sie leben in bitterster Armut. Nirgendwo anders ist der Reichtum so ungerecht verteilt wie zwischen Rio Grande und Feuerland. Eine kleine reiche Oberschicht lebt auf Kosten einer riesigen Unterschicht, und bildet im Prinzip noch immer die Verhältnisse der Kolonialzeit ab.
Der mexikanische Nobelpreisträger Octavio Paz schrieb schon vor mehr als 50 Jahren: „Unser Unabhängigkeitskrieg war nicht nur Selbstverleugnung, er war Selbstbetrug. Der wahre Name unseres Liberalismus ist Autoritarismus. Unsere Modernität war eine Maskerade“. Die jungen Staaten, die aus dem untergegangenen Kolonialreich hervortraten, gaben sich Verfassungen nach Vorbild der nordamerikanischen oder französischen Revolution. Doch das meiste blieb schwülstige Rhetorik, die bis heute stilprägend für Lateinamerika ist und oft das Handeln ersetzt. Auf der Internetseite des mexikanischen Bicentenario heißt es: „In nur 200 Jahren unserer Geschichte haben wir durch heroische Gesten und große Momente viele Anlässe geschaffen, auf die wir stolz sein können. Wir sind Teil dessen, wovon die Initiatoren der Unabhängigkeit träumten.“ / Sebastian Schoepp, SZ 3.4.
Kategorie: Mexiko, Mittel- u. SüdamerikaSchlagworte: Octavio Paz
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