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Veröffentlicht am 18. März 2010 von lyrikzeitung
Der amerikanische Schriftsteller Walt Whitman (1819-1892) gilt als Begründer der modernen amerikanischen Dichtung. Ohne sein Lebenswerk „Grasblätter“ wäre T.S. Eliots Langgedicht „Das öde Land“ wohl kaum denkbar. Seine prosaischen, freien Verse haben die amerikanische Literatur geprägt wie kein zweites dichterisches Werk. Aber auch auf den europäischen Expressionismus hat Whitmans Lyrik einen wesentlichen Einfluss gehabt. Nicht umsonst wird Whitman als der amerikanische Homer und Dante verehrt. …
Jürgen Brôcans beeindruckender editorischer Leistung ist es zu verdanken, dass sämtliche Gedichte Whitmans nun erstmals in ihrem Kontext – versehen mit zahlreichen Interpretationshilfen und Hintergrundinformationen – zu lesen sind. Außerdem ist es Brôcan Verdienst, dass wir diesen großen Dichter Amerikas, der den Aufbruch seiner Nation aufmerksam begleitet und in Versform gebannt hat, nun wiederentdecken und heute noch einmal der Geburt einer Nation beiwohnen können, die der Welt durch sein Werk noch einmal ein selbstbewusstes „Salut au Monde“ entgegen ruft. / Thomas Hummitzsch, Die Berliner Literaturkritik 26.2.
WHITMAN, WALT: Grasblätter. Nach der Ausgabe von 1891-92 erstmals vollständig übertragen und herausgegeben von Jürgen Brôcan. Carl Hanser Verlag, München 2009. 860 S., 39,90 €.
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Jürgen Brôcan, Thomas Hummitzsch, Walt Whitman
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danke.
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nachtrag: das vorwort steht in walt whitman, grashalme. deutsch von erich arendt. reclam leipzig 1981 (stehn noch andere schöne sätze drin)
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da mögen Sie recht haben – andererseits habe ich die assoziation mit bedacht gewählt. Man sehe nur sein vorwort zur erstausgabe von 1855 (das unverständlicherweise in der neuen „erstmals vollständig übertragenen“ Ausgabe fehlt! fast mein einziger kritikpunkt, daß das vorwort fehlt und sie trotzdem auf dem „erstmals vollständig“ bestehen!)
Zitate:
„Die Amerikaner haben unter allen Nationen aller Zeiten auf dieser Erde wahrscheinlich die vollkommenste poetische Natur. Die Vereinigten Staaten sind im Grunde das vollkommenste poetische größte Gedicht. In der bisherigen Geschichte der Erde erscheinen die weiträumigsten und tatenfreudigsten Staaten zahm und ruhig neben ihrem viel größeren Raum und Tatendrang. Hier endlich ist im Tun der Menschen etwas, was dem gewaltigen Wirken von Tag und Nacht entspricht. Hier, aller Fesseln ledig, ist Tatkraft, notwendigerweise blind für Besonderheiten und das einzelne, großartig in Massen sich bewegend.“ – „Diese Staaten Amerikas, stark, gesund und vollkommen, sollen kein Vergnügen an Entweihung der natürlichen Vorbilder haben und dürfen sie nicht zulassen.“ – „Ein einzelner ist ebenso herrlich wie eine Nation, wenn er die Eigenschaften aufweist, die eine herrliche Nation ausmachen.“
So sprach er am beginn seines weges. Er konnte es nicht aufrecht erhalten, bürgerkrieg usw belehrten ihn eines schlechteren, heraus kam dann eben die andere „birth of a nation“. Aber kann man das werk recht verstehen ohne den pathetischen anfang? Warum also haben sie es weggelassen?
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finde den titel etwas ungluecklich gewaehlt, da er sofort an „the birth of a nation“ von d.w. griffith denken laesst.
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