Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 12. März 2010 von lyrikzeitung
Falbs virtuose Bildsprache erzeugt Kurzschlüsse, deren erratische Konfrontation plötzlich bekannte Formeln wie „porentief rein“ bloßstellt vor der intensiven Lesehaltung, dem gebannten Blick. Die Funktion dieser Lyrik als semantischer Hebebühne, auf die die Narrheit der Welt gestellt wird, soll nicht davon ablenken, dass diese Bühne selbst fein gebaut ist. Viele Bilder und Bildreihen sind schlagend, decken sich selbst wie Kurantmünzen. Zuweilen verdichtet sich das zur Sentenz, in moralischer Tradition: „du vermisst die bestände, indem du sie abfischst.“ Aber da bleibt eine Crux. Politisierte Lyrik hat solches Hindeuten als Aufgabe: Das spielt sich im Bereich inhaltlicher, weil realpolitischer Stringenz ab, nicht vorrangig im genuin lyrischen Kurant. Die „Weltsprache der modernen Lyrik“, so hat es auch hier den Anschein, misst (mit Lichtenberg zu reden) als kostbarer Spazierstock ab, wo sie als politische Nadel stechen wollte und sollte. / Tobias Roth, Berliner Literaturkritik, 5.3.
FALB, DANIEL: Bancor. Kookbooks, Idstein / Berlin 2009. 64 S., 19,90 €.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Daniel Falb, Georg Christoph Lichtenberg, Tobias Roth
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare