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Jochen Distelmeyer, ehemals Kopf von „Blumfeld“, der gewiss nicht erfolgreichsten, aber wohl einflussreichsten deutschen Bands der post-89 Jahre, gilt als „der“ Pop-Poet unter Deutschlands Songschreibern. Ohne seine Lyrik und seine Band „Blumfeld“, die ihren Namen einer Kurzgeschichte Franz Kafkas aus dem Jahr 1915 über einen in die Jahre gekommenen Junggesellen verdankt, hätte es für Gruppen, Texter und Musiker, wie „Ich+Ich“, „Ja, Panik“, „Silbermond“ oder „Jan Delay“, wie immer man deren musikalischen Qualitäten auch bewerten will, kaum Platz im deutschen Musikbusiness gegeben.
Mitte der Neunziger Jahre hat sich der Musikstil von Blumfeld gewandelt. An die Stelle krawallig daherkommender politischer Aufgeregtheiten ist mehr düsterer Gefühlskram und Beschaulichkeit, aber auch mehr Gelassenheit und Leichtigkeit des Seins getreten.
Jochen Distelmeyer: Das stimmt überhaupt nicht! Auf den Platten vorher war es auch schon so. Es waren vielleicht andere Stücke, aber die Sachen, die du da angesprochen hast, waren immer schon Teil davon. Ich bin da eigentlich nur meinem Flow gefolgt. Auf den Platten, die folgten, hat es ja doch auch immer härtere und ungestümere Geschichten gegeben. Ich habe nicht versucht, mich von irgendetwas abzugrenzen.
Du hast dich also nicht abgegrenzt von Subversion oder Dissidenz, weil es keinen grundsätzlicheren Ort für Kritik am Konsum, am Kapitalismus oder der Massengesellschaft, mehr für dich gab oder so?
Jochen Distelmeyer: Ob das vorher so stark war, weiß ich gar nicht. Ich würde auch nicht sagen, dass ich mich da abgegrenzt habe.
War „Blumfeld“ denn überhaupt eine „linke“ Band?
Jochen Distelmeyer:
Nein, würde ich nicht behaupten. Wir sind vielleicht als Einzelpersonen einer bestimmten politischen Auffassung gefolgt. Aber als Band oder mit unseren Platten haben wir uns eigentlich nie als Sprachrohr irgendwelcher Bewegungen oder Strömungen gesehen. Als Einzelpersonen haben wir vielleicht Sachen unterstützt, die wir für richtig gehalten haben.
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