28. Konkrete Wörter, konkrete Umstände

Es ist immer das Leben auf der Kippe, das Petr Halmay in seinem ersten, schon 2005 im Original erschienenen und jetzt auf Deutsch vorliegenden Band „Schlusslichter“ (Übersetzung von Christa Rothmeier) heraufbeschwört. Das Leben eines Mittvierzigers, der Bilanz zieht und den wir uns als alter ego des Autors vorstellen dürfen. Der mit großer Beobachtungsgenauigkeit die Welt  hölzerner Bootshäuser, trister Wohnanlagen und wenig frequentierter Möbeldepots auf sich wirken läßt, um ihnen die Epiphanien seines Alltags abzugewinnen. Halmay verzichtet auf den hohen Ton, die große Geste. Er läßt die Dinge schwingen, sie zittern im Licht des Juli oder im Licht einer kalten Dezembersonne: „Konkrete Wörter, konkrete Umstände. / Konkrete Bilder tief unter uns – / konkreter anzusehen als was immer ringsum // Leicht wie eine menschliche Stimme, / sinkt langsam das Licht in die Straße…“

Als ich Petr Halmays Gedicht „Waren das unsere Stimmen?“ zum ersten Mal las, war ich beeindruckt von der Art, wie er in wenigen Zeilen drei Generationen miteinander verknüpfte, ohne dem Gedicht damit zu viel aufzubürden. Halmay verbietet sich bedeutungsschwere Anspielungen, nur den Riss im Beton, die Schwelle erwähnt er. Der Leser ist gefordert, sich vorzustellen, wie gut oder schlecht die drei, Vater, Sohn, Enkel miteinander können. Oder eben auch nicht. / Volker Sielaff, Dresdner Neueste Nachrichten 6.10.

Am 8. Oktober 2009 kommt Petr Halmay als Gast der Reihe „Literarische Alphabete“ des Literaturforum Dresden ins Tschechische Zentrum und stellt im Gespräch mit Patrick Beck seinen Lyrikband „Schlusslichter“ vor. Karten: 6 / 3 Euro.

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