Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Die Form des Tanka, des aus fünf Zeilen mit insgesamt 31 Silben bestehenden japanischen Kurzgedichts (5–7–5–7–7), ist in der westlichen Welt nicht ganz so populär geworden wie jene des Haiku, die aus dem Tanka hervorgegangen ist. Im heutigen Japan ist die Tanka-Tradition, die im 7. Jahrhundert entstand, indessen überaus lebendig. Es gibt Tanka-Vereinigungen, -Wettbewerbe, Tanka-Rubriken in Tageszeitungen, Tanka-Zeitschriften und familiäre Traditionen, die ganz dem Tanka gewidmet sind. Zum Beispiel die des Meisters Sasaki Yukitsuna, der als Autor von vierzehn Tanka-Bänden jetzt im Reclam-Verlag eine vom Zürcher Sinologen Eduard Klopfenstein ins Deutsche übersetzte und kommentierte Anthologie von den Klassikern bis heute herausgegeben hat. Der Verlag hat schon 1996 mit einer Tanka- Sammlung aus den Klassikern Meriten erworben.
Die Gemahlin des Kaisers Fushimi, Eifuku Mon’in, dichtet in diesem Geist: «Kirschblüten / leuchten für eine Weile auf / in der Abendsonne / unbemerkt sinkt sie hinab / und der Glanz – erloschen.» / Ludger Lütkehaus, NZZ 21.7.
Gäbe es keine Kirschblüten . . . Tanka aus 1300 Jahren. Japanisch und Deutsch. Ausgewählt, übersetzt und hrsg. von Sasaki Yukitsuna, Eduard Klopfenstein und Masami Ono-Feller. Reclam-Verlag, Stuttgart 2009. 254 S., Fr. 22.50.
Neueste Kommentare