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Veröffentlicht am 28. Januar 2004 von rekalisch
Bereits 1961 hatte sich Hacks wegen eines anderen Textes in eine beispiellose Rufmordkampagne verwickelt gesehen. Verursacht war dies durch seine 1961 im Satire-Septemberheft der „Neuen deutschen Literatur“ abgedruckte Fabel „Der Steinbock und der Lemming“ gewesen, in der es u.a. hieß:
„Ich bin ein alter Steinbock/Im Winterwald/Im Hinterhalt/ Ich bin ein alter Steinbock, juh./
Den Gamsbart am Kinn.“
Eine obligat „wachsame“ und literaturwissenschaftlich professionelle Leserin hatte den Vorsitzenden der Kulturkommission beim ZK der SED, Alfred Kurella, auf diesen „Fall“ aufmerksam gemacht, worauf eine im Partei-Apparat angefertigte Analyse den Text zum „Anleitungsmaterial für staatsfeindliches Handeln“ erklärt hatte. Der erschrockene Autor konnte entlastend ins Feld führen, den Text bereits 1952 in München, also lange vor seiner Übersiedelung in die DDR 1955 geschrieben zu haben und wies die ihm zugetragenen Unterstellungen entschieden zurück.
Hier lag ein für DDR-Verhältnisse aufschlussreiches Beispiel von Fehlinterpretation eines satirischen Textes vor, denn die hinter den Kulissen dräuende Debatte um diesen Text erregte die Gemüter natürlich wegen des vermuteten Bezuges zum SED-Generalsekretär Walter Ulbricht. / Simone Barck, BLZ 28.1.04
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Alfred Kurella, Peter Hacks, Simone Barck
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