Korrigierte Selbstkritik

Eines von rund 130 000 Blättern, die sich im Nachlass von Heiner Müller fanden, enthält den korrigierten Entwurf des Gedichtes „Selbstkritik“, das der Dichter 1989 veröffentlichen ließ (siehe Abbildung [Papierausgabe!]). Darin behauptet Müller, dass er vor 40 Jahren im Besitz der Wahrheit gewesen sei, und zwar 40 Jahre vor seinem mutmaßlichen Tod. Würden beide Zahlen stimmen, hätte Müller im Jahr des Notats sterben müssen. Er dachte nicht daran, strich die eine 40 durch und schrieb eine 60 an den Rand. Schenkte sich mit dem Eingriff 20 Jahre Leben. So ist es gedruckt, so gilt der Satz als Satz des Dichters. Gälte er in Wirklichkeit, dann weilte Heiner Müller noch unter uns, bis 2009. Er war mit seiner ersten Version sieben Jahre von seinem wirklichen Tod entfernt, mit der korrigierten 13. / Ulrich Seidler, BLZ 9.1.04

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