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Veröffentlicht am 20. September 2003 von rekalisch
Matthias Politycki hat sich jüngst sehr geschämt, als er im Fernsehen zappend einen deutschen Dichter traf. Um die Ehre der deutschen Gegenwartslyrik zu retten, machte er sich auf die Suche – und wurde fünffach fündig. Die Ehre der deutschen Lyrik ist männlich, bildungsgesättigt und teilweise heiter. Neben Wolf Wondratschek, Hellmuth Opitz, Steffen Jacobs und Rudolf Bussmann machte er einen Zufallsfund:
Das grüne All. Ein Poem aus dem Regenwald, als dessen Verfasser gar kein genuiner Lyriker zeichnet, sondern ein renommierter Verhaltensforscher, einer, der sich seit Jahren in den verschiedensten Dschungeln herumtreibt … – Volker Sommer, und nun hat er nicht etwa einen Rettet-die-Schönherit-der-Tropen-Gesang angestimmt, sondern einen auf das Grauen, das im Herzen der Finsternis bislang von der Literatur oft beschworen, meiner Kenntnis nach aber noch nie so detailliert beschrieben wurde: „Am rabenschwarzebn Schwanz,/ kopfüber aufgehangen/ im Geäst,/ dreht zwischen flinken tatzen/ die Schleichkatze/ den Mond rund (…)“. … Der kurze Aufschein des Schönen wirkt fast wie ein Hohn, und das Gedicht erweist sich an seinem Ende als ein dunkles, sehr dunkles Gebet… / FR 20.9.03
Volker Sommer: Das grüne All. Ein Poem aus dem Regenwald. Radius Verla
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Hellmuth Opitz, Matthias Politycki, Rudolf Bussmann, Steffen Jacobs, Volker Sommer, Wolf Wondratschek
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