Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 4. Juli 2003 von rekalisch
Poesie als Performance hat Zugkraft.
Dabei sah es fast so aus, als wäre die gute, alte Lyrik ein Auslaufmodell. Ein armes Ding. Elitär und so was von egal. Denn: Wer liest schon noch Gedichte? Ist Lyrik nur was für Ewiggestrige? Im Gegenteil. Selten war Lyrik so quicklebendig wie heute – nur nicht unbedingt auf dem Papier. Die Poesie von jetzt lebt in Cafés, Clubs und auf der Straße. Gedichte werden geschrien, hingerotzt und gesungen, und am Ende wird ordentlich getanzt und gefeiert. In Berlin platzen Leseorte wie das Kaffee Burger regelmäßig aus allen Nähten. Der amüsierwillige Großstädter hat seine poetische Ader entdeckt – fernab von literaturwissenschaftlichen Zirkeln. Die Lyrik pulsiert dort, wo man sonst ganz unprosaisch ins Bierglas glotzt. Hauptsache ist, sie unterhält und zwar mit einem extrabreiten Augenzwinkern. Oder mit ein paar Special Effects. Krisenzeiten sind Lyrikzeiten. …
„Vielleicht ist das die erste schlagwortlose, die erste No-Name Generation überhaupt,“ staunt er [Gerhard Falkner]. Wie befreiend! „Das Leben blendet. Die Lyrik erschafft daraus einen Blick. Der Blick klingt gut“, merkt Falkner. So simpel und so wahr. Die Lyrik von jetzt kann sich lesen lassen. „manchmal ist das leben ein/ kleiner billiger film den du/ nicht mehr nachsynchronisieren/ musst“ dichtet Ostermaier. Das sitzt. Die Lyrik holt aus – selten klang sie dabei so fit. / Johanna Merhof, Die Welt 4.7.03
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Albert Ostermaier, Gerhard Falkner, Johanna Merhof
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare