Dry Salvages

In der FR vom 23.5.03 reist Norbert Hummelt den „Dry Salvages“ nach – ein paar Felsen im Atlantik , eine Eisenbahnstunde von Boston, und ein Gedicht von T.S. Eliot aus Boston:

Die wilde Küste und ihre grauen Felsen bilden eine Gegenwelt zur modernen Metropole London, die Eliot als spirituelle Wüste empfand, aber auch zum ländlich sanften England der übrigen Quartette. Dazwischen die dunklen Zacken der Dry Salvages, Schiffbrüche fordernd, nicht zu bändigen. Unter den „Four Quartets“ ist es das sprödeste und vielleicht reizvollste Gedicht.

Man muss den religiösen Implikationen dieser Texte nicht folgen, um sie faszinierend zu finden. Während sie eine Philosophie der Zeit entwerfen und tief in die dunkle Nacht der Seele leuchten, lässt sich ihr eigenartiges Insistieren auf der empirischen Erfahrung bestimmter Orte als eine Weigerung lesen, das Konkrete als bloßes Gleichnis zu nehmen. Es bleibt die Spannung zwischen Ort und Wort, das Rätsel des Augenblicks „in and out of time“. Da waren Felsen, da war Wasser, Möwen waren da, aber keine Worte; eigentlich ein genaues Umkehrbild dessen, was Gedichte sind: Nur Worte, kein Wasser, keine Möwe, kein Fels, den man greifen könnte. Aber es sind genau diese paradoxen Prozesse, die Eliot immer wieder beschreibt: „Ich kann bloß sagen, wir sind da gewesen: aber kann nicht sagen, wo“, heißt es in „Burnt Norton“.

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