Maghrebinischer Surrealismus

Auch heute bestätigt die NZZ ihre Spitzenposition unter den deutschsprachigen Zeitungen. Im Feuilleton wird heute die ungarische, türkische, französische, irakische, palästinensische und auch die algerische Literatur bedacht.***) / Regina Keil-Sagawe, NZZ 7.12.02:

Er ist der blaue Vogel seiner Zunft: der algerische Lyriker und Schriftsteller Habib Tengour. Auf der Höhe seiner Zeit? Ist er nie. Sondern stets einen Tick voraus. Mit den Instrumenten des Feldforschers, des Soziologen, Ethnologen, Kulturanthropologen, gekoppelt mit der Intuition des Dichters, spürt er algerischen Befindlichkeiten im Fadenkreuz west-östlicher Einflüsse nach und fühlt seiner Gesellschaft den Puls, noch ehe diese selbst es bemerkt, dass ihr Herzschlag sich beschleunigt hat: «Der Maghrebiner ist immer unterwegs, und er verwirklicht sich nur dort.» Eine poetische Weltsicht, von Tengour 1981 in seinem «Manifeste du surréalisme maghrébin» formuliert – im Geist des seelenverwandten Rimbaud und auf der Folie des berühmten Manifests von André Breton. Der leise Zynismus, der aus diesem Diktum spricht, erfährt neuerdings eine makabre Bestätigung im Exodus der algerischen Jugend, die der perspektivelosen Situation in ihrer Heimat nach Kanada, Frankreich, Australien oder Afghanistan zu entkommen sucht. … …

Nicht ohne Grund hat der Literaturwissenschafter Hédi Abdeljaouad 1998 in seiner Studie «Fugues des Barbarie» für Tengours Technik als Paradebeispiel moderner maghrebinischer écriture den Begriff des «Soufialismus » geprägt, in dem Wesenszüge von Surrealismus und Sufismus miteinander verschmelzen.

Außerdem u.a.: Paul Valérys Angelologie und ein Gedicht des palästinensischen Dichters Ghassan Zaqtan.

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