Giuseppe Ungaretti

Die beiden kürzesten Gedichte von Giuseppe Ungaretti sind als rhythmische Gebilde leicht zu erkennen. Zwei Zeilen zu vier und drei Silben bilden das eine: «M’illumino / d’immenso.» Das andere besteht aus einem Endecasillabo, dem klassischen elfsilbigen Vers der italienischen Dichtung: «D’altri diluvi una colomba ascolto.» Sich erhellen aus Unendlichem und von anderen Sintfluten eine Taube vernehmen: Das sind nicht blosse Motive, die in metrischer Form eine Zierde des lyrischen Werks abgeben; es sind Spannungsbögen, die sich in räumliche und zeitliche Dimensionen hinaus und aus ihnen herein schwingen, und diese Schwingungen sind ein unmittelbar rhythmischer Vorgang. / Hanno Helbling: Rhythmus als offene Form. NZZ 29.6.02

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