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In diesem Wortgrenzland ist Michele Obit angesiedelt, er lebt in Cividale del Friuli/Cedad, vor dem Hügelland östlich von Udine. Er verfasst Cantautortexte in slowenisch-venetischem Dialekt, hat bisher zwei Gedichtbände herausgebracht, schreibt auf Slowenisch und Italienisch („So bin ich Michele und Miha…“), übersetzt neue slowenische Poesie ins Italienische und wurde unlängst ins Deutsche übersetzt: Epifania del profondo – Epiphanie der Tiefe. Einige seiner Gedichte kann man sich italienisch auf der Zunge zergehen lassen: „Un bel dire la frontiera quando nessuno ti ferma… – Schön zu reden von Grenze wenn niemand dich anhält…“. Obits Sprache ist eine zwischen Einhalten und Weitergehen, sie bewegt sich mit großer Präzision im Dazwischen, im Ungefähren. Er ist kein Mahner, kein Moralist, er pflegt Dinge, die im lauten Weltengetöse leicht übersehen werden. Ein Gedicht erinnert an einen verschwundenen Weiler, an ein slowenisches Wort für das Summen von Bienen, an eine Stimmung: Es war nicht der Abend der / uns Ruhe brachte. / Es war der bittere Geruch / eines abwesenden Lebens. …
Peter Waterhouse, Dichter, treibt sich oft in dieser Gegend zwischen Alpen und Adria herum, hat sich auch schon verdient gemacht um Übersetzungen von Lyrikern aus diesem Raum, unter anderem des Gradeser Dichters Biagio Marin . Er durchwandert mit wortkargen Gedichten das Jauntal in Kärnten, „Friuli Fiuli“ und Slowenien, von Maghera und Venedig ist die Rede, dem Mediterran wendet er sich zu, Nordafrika, Indien, Marco Polo zu Lande, zu Wasser: / Freitag 26/2002
Michele Obit: Epifania del profondo – Epiphanie der Tiefe . Gedichte. Aus dem Italienischen von Ilse Pollack. Mit einem Nachwort von Ludwig Hartinger. Edition Thanhäuser, Ottensheim a.d. Donau 2001, o.S., 50,- EUR
Peter Waterhouse: Prosperos Land. Jung und Jung Verlag, Salzburg 2001, 204 S., 19,90 EUR
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