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Veröffentlicht am 3. Mai 2002 von rekalisch
In seinem jüngsten Gedichtbuch Bilder vom Erzählen kehrt Hilbig , der Nachtwanderer der Moderne, zu den Themen und Motiven seiner lyrischen Anfänge zurück. In dem Titelgedicht des Bandes Bilder vom Erzählen ersehnt sich nun das lyrische Alter Ego des Autors von einem Raben die Einweihung „in das Sakrament der Finsternis“. Als „Bruder der Nacht“ bewegt sich hier ein schlafloses Ich durch eine Landschaft, die keine festen geographischen Konturen hat, sondern sich zusammensetzt aus ständig oszillierenden Orten und Räumen. In den großen Prosawerken Eine Übertragung (1989) und Alte Abdeckerei (1991) durchstreifte das von „Müdigkeit“ befallene Ich noch über weite Strecken die Abraumhalden und „höllischen Landstriche“ der DDR. Es ist ein im besten Sinne unzeitgemäßes Sprechen, das in den Bildern vom Erzählen erprobt wird: Es spricht ein somnambuler Visionär mit überscharfer Wahrnehmungsempfindlichkeit, der seine Phantasmagorien in pathetische, expressiv aufgeladene Verse fasst. / Michael Braun, FR 3.5.02.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Michael Braun, Wolfgang Hilbig
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