In Rolf Schneiders Berliner Anthologie geht es heute um Hans Magnus Enzensbergers Aufbruchsstimmung/ Berl. Morgenpost 3.8.02 – NZZ (3.8.) gibt (in Prosa) ein gereimtes Gedicht von Karl Kraus.
Franz Fühmanns Auseinandersetzung mit Georg Trakl steht im Mittelpunkt eines Rezitationsabends im Kubus. Der Schauspieler Klaus Löwitsch setzt Texte der beiden Autoren in ein spannungsreiches Verhältnis, sein aufwühlender Vortrag wird von Improvisationen des Trompeters Markus Stockhausen gestützt. Franz Fühmann, einer der bedeutendsten Schriftsteller der DDR, wäre dieses Jahr achtzig geworden. In seinem vor zwanzig Jahren erschienenen Buch „Vor Feuerschlünden“ ergründet er das Missverhältnis zwischen dem naiven Weltbild der DDR und einer zutiefst widersprüchlichen Realität. In seiner Auseinandersetzung mit den Selbstzweifeln und Todesvisionen des Expressionisten Georg Trakl, der mit siebenundzwanzig Jahren an einer Überdosis Kokain starb, nimmt Fühmann den Untergang eines verlogenen Systems in einer konsequenten, resignierten Analyse vorweg.
Freitag, 23. August 2002, 20:00 Uhr, Kubus im Ilmpark
Außerdem im Programm: Durs Grünbein/ Einstürzende Neubauten
Gespräch mit Löwitsch: Thüringer Landeszeitung 2.8.02
Auch eine gute Meldung: Das Erlanger Poetenfest findet statt. Programm wird noch bekanntgegeben.
/ NZZ 2.8.02: Gerade noch gerettet
Die Süddeutsche (2.8.02) gratuliert dem Lyriker Josef Guggenmos zum 80.
Neues Deutschland (2.8.02) bespricht:
Albert Ostermaier: Autokino. Gedichte. Mit Audio-CD, gesprochen vom Autor. Suhrkamp Verlag Frankfurt (Main). 108 Seiten, geb., 20,80 Euro
und kündigt für morgen ein Gespräch mit dem Autor an.
Der kleine Babel-Verlag, der bislang unter anderem mit drei Übersetzungen von R. S. Thomas auf sich aufmerksam gemacht hat, legt jetzt eine schön gestaltete zweisprachige Auswahl aus den dreissig Gedichtbänden George Mackay Browns vor und gewährt damit erstmals einen Einblick in das lyrische Schaffen des Autors. Wir werden mit Gedichten konfrontiert, die wenig gemeinsam haben mit dem Feinschliff mondänen Raffinements. Es geht Mackay Brown vor allem darum, sinnliche Eindrücke festzuhalten, oft mittels blosser Nennung der Gegenstände, wodurch dem Gedicht gleichsam die Magie eines Zauberspruchs zukommt: «In die Tage unserer Eitelkeit gemeisselt zu haben / Sonne / Schiff / Stern /Kornhalm . . . Das ist eine Arbeit für Dichter – / Die Runen einmeisseln / Dann zufrieden sein mit Schweigen». / Jürgen Brôcan, NZZ 2.8.02
George Mackay Brown: Staubkorn vom Boden des Himmels. Gedichte. Englisch/deutsch. Übersetzt von Kevin Perryman. Babel-Verlag, Denklingen 2001. 90 S., Fr. 42.-.
Die NZZ (2.8.02) berichtet über eine Samisdat-Ausstellung in Prag:
In einem Bericht des KGB aus dem Jahre 1969 über die «Geburt des Samisdat» werden auch gleich die Namen der wichtigsten Oppositionellen in dieser Zeit genannt: Brodsky, Grigorenko, Sacharow, Nadeschda Mandelstam, Solschenizyn.
Die Ausstellung wird bis 25.8.02 im Prager Nationalmuseum gezeigt u. geht später nach Brüssel.
Zum 25. Todestag des Philosophen Ernst Bloch finden in Leipzig verschiedene Veranstaltungen statt, darunter mit dem Büchnerpreisträger Volker Braun:
Unter dem Titel „Spuren – Annäherung an Ernst Bloch“ findet am 21. August eine Veranstaltung in der Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz statt. Der Lyriker und Büchner-Preisträger Volker Braun sowie der Sohn des Philosophen, Jan Robert Bloch, sind die Gesprächspartner. Der Abend beginnt um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. / Leipziger Volkszeitung 31.7.02
Neuer Erfolg für den Bieler Lyriker Raphael Urweider (28): Gestern hat ihm der Deutsche Literaturfonds das zehnwöchige New-York-Stipendium verliehen.
Der Deutsche Literaturfonds habe ihn bereits bei seinem ersten Buch unterstützt, sagte Raphael Urweider, auf die Preisverleihung angesprochen, gegenüber dem BT. Der Literaturfonds besitze in Manhattan ein Haus und könne Personen für einen befristeten Aufenthalt dort vorschlagen. Der Lyriker weiss bereits, wann er der Einladung Folge leisten will: im September 2003. / Bieler Tagblatt 31.7.02
Rolf Schneiders Berliner Anthologie bringt heute:
Adolf Glaßbrenner
1 – 10
An Deutschlands bald’ger 1heit
Da 2fle ich noch sehr;
Ick jebe keenen 3er
4 diese Hoffnung her.
5 Nationalitäten
Sind, wo 6 Deutsche stehn,
Die alle abzu7,
Gebt 8, det wird nich jehn:
Viel sind dem 9 noch abhold
Vom Scheitel bis zum 10.
/ 31.7.02
Platz 2:
UNICA ZÜRN: Gesamtausgabe in 8 Bänden
Verlag Brinkmann & Bose, 221,00 Euro
Von der leichten Prosa für Zeitschriften bis hin zum surrealistischen Anagramm, nichts hat nur eine Bedeutung, jede Wirklichkeit ihren Traum, jeder Alptraum Realität
Platz 4:
FUAD RIFKA: Das Tal der Rituale
Ausgewählte Gedichte. Arabisch – Deutsch.
Aus dem Arabischen von Ursula u. Simon Y. Assaf u.a.
Straelener Manuskripte Verlag, 26,00 Euro
Zwischen Heidegger, Hölderlin und der arabischen Tradition, der syrische Dichter erhielt im letzten Jahr für seine einzigartige Vermittlertätigkeit einen Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
In der FAZ-Serie zu Hofmannsthals Chandos-Brief antwortet Friederike Mayröcker:
Mit groszer Anteilnahme habe ich Ihre Klagen aufgenommen und möchte zu Ihrer Tröstung bekennen, dasz es mir vor einiger Zeit ähnlich ergangen ist / FAZ 30.7.02
Die Berliner Morgenpost (30.7.02) gratuliert dem in Greiz geborenen „Satiriker des Ostens“ Hansgeorg Stengel zum 80, ebenso die Berliner Zeitung.
Al-Kitâb“, einfach „Das Buch“: So heißt das Alterswerk, das der gegenwärtig bedeutendste Lyriker der arabischen Welt soeben am Berliner Wissenschaftskolleg beendet hat. Der jetzt zweiundsiebzigjährige Ali Ahmad Esber, der sich seit langem in Anspielung auf einen orientalischen Vegetationsmythos „Adonis“ nennt, hat im Juli die Arbeit am letzten von drei jeweils vierhundert Seiten umfassenden Bänden abgeschlossen – die monumentale Inventur einer arabischen Kultur und Geschichte, die heute nach seiner Überzeugung einen tausendjährigen Abstieg hinter sich hat. Im Gespräch beschreibt Adonis sein Opus magnum als ein Gewebe aus drei Stimmen, aus lyrischen „Explosionen“, Meditationen und poetischen Porträts. Zusammen ergeben sie eine Hommage an die Dissidenten und Häretiker, die im Laufe der Jahrhunderte unterdrückt, zum Schweigen gebracht und ermordet worden sind. / Heinrich Detering, FAZ 29.7.02
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