Erde

Stanislav Kostka Neumann 

(* 5. Juni 1875 in Prag; † 28. Juni 1947 ebenda) 

ERDE

Welche Wonne, Erde, einzusenken
Hand und Finger feucht in deinen Lehm, 
(wenn sie auch des Schoßes nackter Fraun gedenken,
jedem ihrer Winkel angenehm).

In der Scholle wallt geheimes Leben 
um die Finger, die vergraben sind, 
wie wenn frei die braune Brust du geben 
Liebste, Mutter, wolltest, mir: dem Mann, dem Kind.

Und ich zittre, wie ein Weib im Stillen, 
da der Mann es reißt an seine Brust; 
und ich liebe dich nach deinem Willen:
sehend, fühlend, atmend und mit Sinnenlust.

Aus dem Tschechischen von Rudolf Fuchs, aus: Jüngste tschechische Lyrik. Eine Anthologie. Hg. Pfemfert, Franz. Berlin-Wilmersdorf: Die Aktion, 1916, S. 78

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