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Veröffentlicht am 14. Januar 2014 von lyrikzeitung
Hans-Dieter Schütt schreibt anläßlich des „Poesiealbum 309“ über ein Gedicht von Hilde Domin:
Interpretation ist Arbeit. Aber dies Gefühl stellt sich bei Lektüre der Domin-Gedichte nicht ein. Porenöffnung. Es fließt etwas durch dich hindurch. Frag nicht nach Spuren, spür nur das Fließen. Nichts fließt da überhitzt. Nichts brodelnd. Ein »Dennoch« fließt da. Es war ihr Lieblingswort. Lust kommt, über Hoffnung zu sprechen. Es kommt einem plötzlich vor, dass die Aussage, es existiere kaum Hoffnung, als Text weniger wert ist als die Aussage, dass es Hoffnung gibt. Eine Verneinung, sagen die Gedichte der Domin, ist immer ein geringerer Text. Jemand, der nicht gut hört, kann schon sagen, es gebe keine Musik. Wer aber ein entwickeltes Gehör hat, dem spricht man Musikalität zu. Das gilt als Talent. Hoffnungsvoll zu bleiben, ist auch eines. Ob einer für Offenbarung in Frage kommt, hängt von seinem Gehör ab. / Neues Deutschland 14.1.
Poesiealbum 309: Hilde Domin. Auswahl: Klaus Siblewski. Grafik von Cy Twombly. Märkischer Verlag Wilhelmshorst. 32 S., Broschur, 4 Euro.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Hans-Dieter Schütt, Hilde Domin
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