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Veröffentlicht am 3. Juni 2013 von lyrikzeitung
Leben wie ein Baum, einzeln und frei, und brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht, heißt es in einem Gedicht des türkischen Dichters Nazim Hikmet. Das, was in Istanbul passiert, trifft uns deutsche Türken mitten ins Herz. Es ist mehr das Wie als das Was. Proteste gibt es in Istanbul tagtäglich gegen alles und jeden, aber die Unverfrorenheit, friedliche Bürger im Schutznebel von Tränengas krankenhausreif zu prügeln, war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. (…) In fast jeder Familie arbeitet jemand in der Verwaltung, als Lehrer, als Handwerker, ist jemand in der Armee, hat Nichten und Neffen, die studieren und Verwandte in Deutschland. Das politische Spektrum reicht von nationalistisch rechts bis anarchistisch links, von AKP über CHP, bis in alle Splittergruppierungen hinein. Auf Familienfesten wahrt man den Burgfrieden, man streitet, aber am Ende bleibt man eine Familie. Diese „Familie“ wurde nun durch das harte Vorgehen der Polizei verunglimpft. Deshalb protestieren sie, die Linken, die Rechten, die Alten, die Jungen, die Türken und Kurden und sagen: Es reicht uns! Wir wollen von unserer Regierung nicht länger vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Wir lassen uns nicht vorschreiben, wie wir glücklich zu sein haben./ Hatice Akyün, Tagesspiegel
Kategorie: Deutsch, Türkei, TürkischSchlagworte: Hatice Akyün, Nazım Hikmet
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