74. Megafusion oder …

… ist’s auch (noch) keine Lyrik sondern zunächst nur eine immerhin recht professionelle Homepage und eine Sammlung ambitionierter Domainnamen wie Lyrikonline.eu und Lyrikzeitschrift.de sei hier mal darauf hingewiesen: Ein Verein soll gegründet werden, der Lyriker zusammenführt, dazu eine Zeitschrift namens Kaskaden. Es geht natürlich nicht um irgendwelche Lyrik, sondern um „anspruchsvolle“. Viel mehr bekommt man dort allerdings nicht heraus. Eine Art lyrische Exzellenzinitiative vielleicht?

Die Köpfe des Unternehmens heißen Gerald Meyer und Sven Klöpping

Gerald Meyer übt verschiedene Berufe aus: Drucker Mediengestalter, Krankenpfleger Computercoach und nicht zuletzt den des Herausgebers. So hat er Zeitungsromane Jules Vernes erstmals in Buchform vorgelegt, sowie ein vergessenes Werk von Arthur Conan Doyle oder eine Anthologie in der sich unter anderem Robernt Gernhard, Zwerenz und Reich Ranicki über den Tod äußern. Auch seine eigenen Texte gelten als undergroundig düster z.B. sein zweisprachig deutsch-polnischer erschienener Band „Abendmahl reloaded“. Eine weitere Leidenschaft gilt veralteten Computerspielen. Hier hat er ein Standardwerk für Retrofreaks herausgegeben. So muss man dann wohl auch den schillernden Text auf der Startseite seiner Homepage verstehen:

– Geri und Freki sind bereits durch eine Einsendung besetzt. Die Verwendung der beiden Wölfe ist also in der ersten Staffel nicht mehr möglich!

– Die Todesgöttin Hel hat sich in der ersten Staffel gegen ihren Vater gewandt!

– Hrymer, der Riese, stirbt in der ersten Staffel! Bitte diese Figur nicht mehr bzw. nur nach Absprache – verwenden!

Auch Sven Klöpping hat sich im SF Underground unter anderem beim Projekt Megafusion einen gewissen Namen gemacht und schreibt über sich: „Sven Klöpping wuchs in NRW heran, arbeitete als Werbetexter in verschiedenen Agenturen in Rheinland-Pfalz, Hessen und BaWü. Seine Jugend verlief alles andere als glanzvoll, er endete schon mit zehn bei den Zeugen Jehovas, mit 13 bei den Punks und mit 16 in der Höheren Handelsschule.“ beginnt seine Biografie und endet „Er lebt jetzt im Schwarzwald und plant, einem Wanderverein beizutreten. Ach ja, FDP-Mitglied ist er auch noch.“ Zwischendurch heißt es: „Etwas interessanter wurde sein Leben, als er aufhörte, schlechte Gedichtversuche zu kleckern und statt dessen mit interessanten surrealen Texten zu klötzeln“

Da mögen die Essentialisten mit den Konstruktivisten streiten: Wird man bei so einem Leben Surrealist oder spitzt ein surrealistischer Autor hier seine Vita zu?

Auch eine englische Version davon gibt es. Sie beginnt: „Sven Kloepping is a German sci-fi and poetry writer who translates his German sci-fi works for the English speaking readership by himself“

Auf seiner Startseite findet sich ein /eigenes Gedicht/

Wir wünschen viel Erfolg. Man wächst mit der Aufgabe!

4 Comments on “74. Megafusion oder …

  1. Pingback: Kaskaden « Lyrikzeitung & Poetry News

  2. Ich habe nicht unterstellen wollen, dass es bei Ihrem Projekt um Geld ginge. Ich sehe auch nicht ganz, wodurch eine solche Lesart aus dem Satz „Man wächst mit der Aufgabe“ gefolgert werden soll. Ich wollte mit diesem Satz auf den merklich unterschiedlichen Charakter der verschiedenen von mir aufgefundenen Internetseiten von Ihnen hinweisen. Dass ich unentschieden war, ob dieser Unterschied wirklich als Ironiesignal gelten darf, merkt man meinem Text wohl an. Jedenfalls vom Stadpunkt meines Humors gäbe es dann in dem Umfeld unglaubwürdig viel Ironie. Mit anderen Worten: Ja ich halte Sven Klöpping für nicht immer ganz stilsicher. (Dass einem im Netz auch manche Jugendsünde erhalten bleibt, sei ihm zugestanden.)
    Was den zitierten Text von Ihnen angeht, so hatte er insofern mit Poesie zu tun, als es ein Text ist, der mir zunächst das Gefühl vermittelte: „Halt, ich kenne mich nicht aus“ Und um dieses Gefühl geht es anspruchsvoller, innovativer oder wie auch immer näher zu bezeichnender Poesie ja sehr oft. Von dort inszeniert sie häufig ihr gewagtes Spiel, wenn sich dies Gefühl auch durch eine (zugegebener Maßen falsche) Hypothese rasch verflüchtigte.
    Dies meinten Sie hoffentlich mit der unkonkreten Aussage, es mangele an sauberer Recherche. Denn im Artikel steht selbstverständlich nur ein Bruchteil des vorliegenden Materials.
    Trotz aller dadurch gewonnenen – ich kann Ihren rhetorischen Trick nämlich auch! – Skepsis …
    Also: Trotz einer gewissen Skepsis, sie lesen das ganz richtig heraus, glaub(t)e ich, etwas mehr Öffentlichkeit könnte Ihrer an sich ja ehrenwerten Idee nicht schaden. (Sähen Sie das anders, wäre das mir unheimlich.)
    Ich bleibe neugierig und wünsche Ihrem Projekt innovative und schreibfreudige Autoren.

    Like

    • Mittlerweile ist die erste Ausgabe der Zeitschrift erschienen. Ich hoffe, außer vielleicht grafischer Unausgereiftheit (ich habe fast alles allein gemacht und bin nun mal kein Grafiker), haben sich damit (fast) alle Kritik-Punkte erledigt. Zu meiner Stil-Unsicherheit kann ich nur schreiben: „Stil“ ist für mich nur eine Ausrede dafür, dass man kreativ nicht weiterkommt, -denkt und -lebt. Meine Vita ist übrigens nicht satirisch, sondern komplett ernst gemeint. Ich bin Ihnen nicht böse, dass Sie den Artikel verfasst haben, eher dankbar, denn Sie haben Recht – Öffentlichkeit schadet keinem „Unternehmen“ …

      Like

  3. Leider mangelt es dem Artikel teilweise an sauberer Recherche. Die Bio von Sven hat zwar satirischen Charakter, das Projekt an sich ist aber durchaus ernst gemeint, ohne in höhere Gefilde abzudriften. Ein hehres Ziel schreibt sich hier niemand auf die Flagge.

    Und was meine Person angeht: ich bin lediglich für geplanten Print-Objekte zuständig und im Hintergrund tätig. Die Websiten sind erst seit wenigen Wochen am Start (und erst einmal gar nicht für ein größeres Forum gedacht), sondern in der Testphase. Auch das aus dem Zusammenhang gerissene Zitiat, den „schillernden“ Text auf meiner Website, finde ich vollkommen daneben, da andere Baustelle zur Heftromanserie, mit Gedichten hat das gar nichts zu tun; ebenso der sehr klischeehafte Kommentar am Ende „Man wächst mit der Aufgabe“, der hintergründig implizieren könnte, das Projekt wäre Abzocke. Was wiederum den Charakter des Projektes schädigt oder scheinbar gar DKZ-Absichten nach sich zieht. Ambitionen hin oder her, hier will sich weder jemand bereichern; es geht um Innovation und Schreibfreudigkeit. U.v.a.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..