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Veröffentlicht am 11. Dezember 2009 von lyrikzeitung
Ein Zwischendurchgang zum Bäcker bringt mir (die Assoziationskette begann beim Wort „Plunder“) noch ein Gedicht, das ich hier einrücke, bevor ich mich doch noch an mein Gutachten setze.
Die Romantiker sind nicht romantisch, sage ich gern. Sie sind eigentlich die ersten modernen Menschen, die den Gegensatz zwischen Waldsehnsucht und neuer Zeit austrugen und aushielten.
Joseph von Eichendorff ist nicht zu Pferd durch die Wälder geritten – er hat sie nur preußisch verwaltet. Und fuhr mit einer Netzkarte der Eisenbahn durchs nicht mehr existierende Reich. Modern ist auch dieses Gedicht (ebenfalls unphilologisch „as is“):
Der Isegrimm
Aktenstöße nachts verschlingen
schwatzen nach der Welt Gebrauch
Und das große Tretrad schwingen
Wie ein Ochs, das kann ich auch.
Aber glauben, daß der Plunder
Eben nicht der Plunder wär,
Sondern ein hochwichtig Wunder,
Das gelang mir nimmermehr.
Aber andre überwitzen,
Daß ich mit dem Federkiel
Könnt den morschen Weltbau stützen,
Schien mir immer Narrenspiel.
Und so, weil ich in dem Drehen
Da steh oft wie ein Pasquill,
Läßt die Welt mich eben stehen –
Mag sie’s halten, wie sie will!
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Joseph von Eichendorff, L&Poe-Anthologie, Mea: Garstig, Romantik
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