21. Lyriker und Anthologist

Bei jetzt.de (Süddeutsche Zeitung) lese ich: Matthias Hagedorn ist jetzt-Userin… [mit kleinem „i“]. Ich persönlich halte den Vornamen ja für männlich. Aber wie dem sei: Matthias Hagedorn schrieb eine ausführliche Würdigung des Herausgebers und Lyrikers Axel Kutsch (und in der Einleitung eine Kritik heutiger Nicht-Buchkritik):

Als Herausgeber von Lyrik-Anthologien hat Axel Kutsch einen ganz anderen Begriff davon, was diese Gattung leisten muß. Die von ihm herausgegebenen Bücher fügen sich ineinander mit eiszeitlicher, in geologischen Epochen denkender Zwangsläufigkeit, als eine fortschreitende Bewegung. Er denkt in Werkzusammenhängen, was ihn zu einer Ausnahmeerscheinung macht. Zuletzt erschien »Versnetze zwei«, eine Anthologie, die nicht nach dem Alter, sondern nach der Postleitzahl sortiert ist. Zu entdecken ist eine Lyriklandschaft, die sich sowohl den Metropolen, als auch dem Hinterland widmet. Über seine Arbeit als Herausgeber von Lyrik-Anthologien sagt er ergänzend zum Projekt »Kollegengespräche«*:

„Der Verlag schreibt gezielt Autorinnen und Autoren an. Von den Einsendungen ist zwar nicht alles zu verwenden, aber es bleiben immer genug annehmbare bis hervorragende neue Gedichte auch weniger bekannter Verfasser übrig, mit denen man niveauvolle Anthologien füllen kann. Ich lege Wert darauf, nicht nur etablierten Lyrikern ein Forum für Veröffentlichungen zu bieten, sondern auch solchen, die sich bisher erst in ihren regionalen Szenen einen Namen gemacht haben.“ …

Axel Kutschs eigene Gedichte, die in Büchern wie in »Einsturzgefahr« oder »Ikarus fährt Omnibus« nachzulesen sind, verknüpfen Assoziationen zu einem Bewusstseinsvorgang, der zwischen den Zeiten vermittelt, das Vergangene hervorholt, Träume realisiert und so Gedanken ins Sprachbild bringt. Es ist diese offene Form des Schreibens, die ihn immer am meisten interessiert hat. Eine offene Form, die sich selbst bildet. Axel Kutsch entwirft das Bild einer chaotischen Welt, aus der einen keine Geschichtsphilosophie, Meta-Erzählung oder Religion retten kann und feiert in seinen Gedichten gerade deshalb die Freiheit des einzelnen.

Axel Kutsch (Hrg.): Versnetze_zwei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2009.

2 Comments on “21. Lyriker und Anthologist

  1. Daneben gibt es auch Porträts über »meißelbrut und andere gedichte« von Holger Benkel, Francisca Ricinski, Theo Breuer und A.J. Weigoni.

    Er grüßt von der Ruhr, Matthias Hagedorn

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    • Zumindest etwas davon gabs bei L&Poe:
      2004 Feb #1. Letternmusik im Gaumentheater
      2005 Mrz #34. Dichterloh
      2006 Jan #57. Sprechsteller
      2008 Sep #83. In Notwehr
      2008 Okt #19. Auf dem Teppich bleiben
      2009 Feb #112. Ost-, West-, Mittel- & Südworte
      2009 Mai #17. Nicht verstanden

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