153. Kirstens Misthaufen

Zufällig las ich gestern abend, bevor ich von Stössels Beitrag wußte, einen älteren Beitrag aus der Süddeutschen Zeitung über ein neues Buch von Wulf Kirsten. Paßt „wie Faust auf Gretchen“ (hörte ich gestern nacht im Fernsehen), voilà (im übrigen mag jeder selber denken und hoffentlich auch lesen):

Wulf Kirsten hat für sein sperriges, präzise beschreibendes lyrisches Werk, das sein Zentrum in seiner dörflich-agrarischen Ursprungsgegend nahe Meißen hat, in den letzten Jahren wachsende Anerkennung gefunden; im Jahr 2006 erhielt der heute 75-Jährige den hochdotierten Josef-Breitbach-Preis. Sein Verlag, Ammann, legt nun eine Sammlung von Essays und Reden der letzten rund fünfzehn Jahre vor, die zusammengenommen die eindrückliche Physiognomie eines so geselligen wie eigenwilligen Menschen ergeben, der sein Leben zwei Dingen widmete, der Landschaft und der Literatur. …

Als erschreckend leichtsinnig erscheint es ihm, wenn Heiner Geißler erklärt, das Nationale zähle nicht in gleicher Weise wie etwa die Rechtsstaatlichkeit zu den Grundwerten der Republik. Das, meint Kirsten, sei vielleicht in Ordnung für den jetsettenden Kosmopoliten, aber die weitaus meisten Leute bräuchten nun einmal den räumlich und einzelsprachlich begrenzten Rückhalt dessen, was sie kennen, als Bezugsrahmen ihres Lebens, als ihre erweiterte, schützende Haut. „Gut zu wissen, woher man kommt und auf welchen Misthaufen man gabelschwingend getreten ist.“

In diesem Sinn, und nur in diesem, darf man Wulf Kirsten einen Konservativen nennen. / BURKHARD MÜLLER, SZ 21.9.

WULF KIRSTEN: Brückengang. Essays und Reden. Ammann Verlag, Zürich 2009. 283 Seiten, 21,95 Euro.

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