015. Der Lyriker Ulrich Koch

Der Lyriker Ulrich Koch hat mit dem Literaturbetrieb gänzlich abgeschlossen. Seine liebenswert misanthropischen Gedichte allerdings sind eine Entdeckung.

Ulrich Koch ist der Sänger der entvölkerten Vorstadt, der menschenleeren Provinz, die ihre Würde durch sein Gedicht erhält. Nicht das coole Signifikanten-Geklapper ist seine Sache. Er schwört auf zurückhaltend Modernes. Häufig finden sich Erinnerungen an klassische lyrische Formen, rhythmische Qualitäten, sogar Reime, in seinen Gedichten. …

Mit den typischen Repräsentanten der neuen Lyrik von jetzt, die in stylishen, neu gegründeten Verlagen veröffentlichen und sich in jungen, institutsgebundenen Magazinen selbst feiern, hat er tatsächlich allenfalls das Geburtsjahr gemeinsam.  …

Ulrich Koch bewundert Heiner Müller dafür, wie er Brecht nachgesungen hat, und ist doch nur den Müllerschen Liebes- und Sterbegedichten verfallen. Er schätzt Durs Grünbeins Kurzschluss der Epochen und denkt dann doch wieder: „antike Scherben, mit Uhu verklebt“. Gerne hat er auch Huchel, Krolow und Born gelesen. Mit dem Literaturbetrieb hingegen ist er gänzlich durch. Gefragt nach den Erfolgen seiner dichterischen Karriere, spricht er von Trostpreisen und zweiten Preisen, die er bekommen habe. Im Schnitt drei öffentliche Lesungen pro Jahr sind in der Tat zu wenig, um sich heute, wo die Lesung die Literatur selbst zu ersetzen scheint, als Dichter fühlen zu dürfen. / sagt Die Zeit #34

Am 18.8. Gedicht des Tages bei Fixpoetry: Ulrich Koch, Montagmorgen

Ulrich Koch in L&Poe:

2006    Nov    #100.    Dem Sehen einen Atem
2009    Feb    #23.    Adrian Kasnitz in der „Lyrikedition 2000“

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