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Veröffentlicht am 31. August 2002 von lyrikzeitung
Die Dichtung war im Dreieck Majakowski – Brik – Lilja keine geringere Grösse als der Sex. Lilja wurde nicht nur zum Objekt, sondern auch zur Richterin für den Verseschmied Majakowski, zur Wahrheit in letzter Instanz. Falls im russischen Scherz, das Wichtigste für einen Schriftsteller sei, sich die richtige Witwe auszusuchen, ein wahrer Kern steckt, hat Majakowski keinen Fehlgriff getan, als er den Briks sein Erbe vermachte. Von den einen verehrt und den anderen gehasst, hat Lilja ihr ganzes langes Leben, strikt und korrekt, dafür gesorgt, dass sein Name nicht in Vergessenheit geriet: Sie setzte Veröffentlichungen seiner Werke und von Erinnerungen durch, und sie schrieb sogar an Stalin. Es war ihr Brief, auf den Stalin seine berühmte Resolution vom «besten und begabtesten» Dichter kritzelte, wodurch der tragische Lyriker und «agitatorische Schreihals» auf lange Zeit zum offiziösen Sowjetkünstler wurde (ein Schicksal, das auch dem keinesfalls revolutionären Stanislawski nicht erspart blieb). Elsa wiederum tat viel dafür, dass Majakowskis Name in europäischen Dimensionen Glanz gewann. / Maja Turowskaja über den in Frankreich erschienenen Briefwechsel Lilja Brik – Elsa Triolet, NZZ 31.8.02
Kategorie: Rußland, RussischSchlagworte: Elsa Triolet, Lilja Brik, Maja Turowskaja, Wladimir Majakowski
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