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Der Schriftsteller Bora osi wird heute siebzig Jahre alt…
schreibt die NZZ, und so präsentierts mein Browser; gemeint ist natürlich Bora Ćosić, und der
gehört (wie der grosse Danilo Kiš) einer Generation von freigeistig-avantgardistisch gesinnten Schriftstellern an, die früh schon das Malaise des Tito-Kommunismus durchschauten und der Absurdität der herrschenden Zustände Ausdruck verliehen. Gleichzeitig erkannte und bekämpfte osi den Virus des Nationalismus, bevor die Krankheit 1991 offen zum Ausbruch kam. / NZZ 5.4.02 – Siehe auch FAZ 5.4. (nicht online) / Tagesspiegel und Potsdamer Neueste Nachrichten 5.4.
In der Berliner Zeitung erfahren wir mehr:
1932 in Zagreb geboren, kam Bora Ćosić im Alter von fünf Jahren nach Belgrad – in die Stadt, die dann mehr als vier Jahrzehnte sein Lebensmittelpunkt sein sollte. Dort studierte er Philosophie, dort stieß er in den fünfziger Jahren zu den Avantgarde-Kreisen um Vasko Popa , trat als Übersetzer von Majakowski und Chlebnikow hervor. Sein 1956 erschienenes Erstlingswerk „Haus der Diebe“ steht noch ganz in der Tradition des Surrealismus. … Nun also das eigene „Alter in Berlin“, so der Titel eines 1998 in Belgrad publizierten Buches. Die größte Überraschung dieser Exiljahre ist wohl das späte Debüt des Lyrikers Bora ´Cosi´c. In der DAAD-Reihe „Spurensicherung“ ist 2001 der Band „Die Toten. Das Berlin meiner Gedichte“ erschienen. Der Tod eines Freundes in Serbien war der Auslöser für diese Spätlese: In freiem Parlando gehalten sind diese Texte ein eindringliches lyrisches Diarium des Exils „Seit kurzem redigiere ich mein Leben“, heißt es dort und: „ich lebte vier Jahrzehnte/ zwischen den Malern der Geschichte/ manches wurde mehrmals übertüncht/ manches niemals“. / BZ 5.4.02
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