Kazuko Shiraishi

Hier ein Hörbeitrag über die japanische Dichterin Kazuko Shiraishi, who has been called „the Allen Ginsberg of Japan.“ (Audio from Weekend Edition Sunday.) / 26.7.02

Homburg

In der Taunus-Zeitung vom 26.7.02 schreibt Olivia Kroth über Friedrich Hölderlin und Susette Gontard in Homburg.

Luise Rinser

Der Weser-Kurier (26.7.02) würdigt die im März diesen Jahres verstorbene Autorin Luise Rinser.

Olof Lagercrantz mit 91 gestorben

Keiner hat in den vergangenen Jahrzehnten den schwedischen Kulturbetrieb so zentralisiert, aber auch so polarisiert wie Olof Lagercrantz. Dafür hatte er einen langen Anlauf nehmen müssen: Im Jahr 1911 in besten Verhältnissen geboren, als Kind eines adligen Bankdirektors und einer noch adligeren Mutter, trat er zuerst als stiller Naturlyriker auf, mit Gedichten über „Den toten Vogel“ (1935) etwa oder mit dem höchst traditionsbewussten Roman „Trudi“. Olof Lagercrantz war schon über vierzig Jahre alt, als er sich in den Fünfzigern ebenso plötzlich wie radikal der literarischen Moderne zuwandte und zum Propheten des Dichters Gunnar Ekelöf und des früh verstorbenen Romanciers Stig Dagerman, einem hierzulande sehr zu Unrecht vergessenen großen Existentialisten, wurde. / Süddeutsche 25.7.02
Weitere Nachrufe: FR 25.7./ FAZ 25.7. / NZZ 25.7.

D wie Dummheit des Westens

Unter D findet sich „Dummheit des Westens“, für die Polen offenbar ein lexikonfähiger Begriff. „Jalta hat mehrere Ursachen gehabt“, liest man dort, „aber der wichtigste Beweggrund war der, dass man eine Entscheidung für die leeren und für den Zivilisationsprozess unwichtigen Länder fällen wollte“ – im Westen für den Osten, heißt das.
Da fügt es sich im Zufall der deutschen Übersetzung überaus sinnig, dass der erste Artikel „Adam und Eva“ heißt, der letzte jedoch „Zentrum und Peripherie“ – und die Peripherie, daran lässt Milosz keinen Zweifel, sind jene Länder Europas, die in der fast neunzigjährigen Lebenszeit des Autors die Geringschätzung der Anderen als Tod und Elend zu spüren bekamen. So scheint es zum Schluss fast doch, als hätte das Alphabet eine Tendenz: vom Paradies führt es zum „Anus Mundi“ (auch dies ein Stichwort), dem Arsch der Welt, Polen 1941, das Jahr, wie Milosz zitiert, „in dem Gott abgetreten“ ist. / BURKHARD MÜLLER, Süddeutsche 24.7.02

CZESLAW MILOSZ: Mein ABC. Von Adam und Eva bis zu Zentrum und Peripherie. Aus dem Polnischen von Doreen Daume. Carl Hanser Verlag, München 2002. 180 Seiten, 15,90 Euro.

Die Sache mit V

Über „Die Sache mit V.“ (wie Stasi-Vater) berichtet Uwe Kolbe auf einer Lesung, über die das Schwäbische Tagblatt (24.7.02) berichtet.

Abtei von Royaumont

Das „Neue Deutschland“ schmückt sich heuer (24.7.02) mit einem Text des französischen Lyrikers Alain Lance, der aus Wiepersdorf berichtet (u.a. über Richard Pietraß u. Volker Braun):

Wie unklar ist der Stoff / Der Welt. Zu den Stürmen und Fluten /Den unausbleiblichen Erdbeben / Treten die Beben der Völker und/ Der Erdrutsch der Gedanken.« So der Beginn des Prologs zur Eröffnung der 40.Spielzeit des Berliner Ensembles am 11. Oktober 1989, den Volker Braun im September jenes Jahres in Wiepersdorf verfasste. Einige Wochen später, im Oktober, war der Autor Gast der ehemaligen Abtei von Royaumont bei Paris, wo ausländische Lyriker von französischen Poeten kollektiv übersetzt werden. Wir haben, in Gegenwart Volkers, seinen Zyklus kurzer Gedichte »Die Zickzackbrücke« ins Französische übertragen. Er war unruhig. Die Geschichte beschleunigte sich. Die Wende, die er ein Jahr zuvor in seinem Zyklus prophezeit hatte, wurde Wirklichkeit. Er wollte unbedingt dabei sein und reiste drei Tage früher als geplant in die DDR zurück.

Stille Wildnis

Über eine Lesung von Doris Runge in Eichstätt schreibt der Donaukurier (24.7.02):

Wie man die Stille in Worte einfängt, zeigt „Stille Wildnis“, ein kurzes Gedicht, das die Autorin langsam und mit vielen Zäsuren las. Umso eindringlicher wirkten die beschriebenen Stätten: „Sumpfige Teiche leben im schlammigen Grund“, heißt es darin · die äußere Landschaft wird so zum Spiegel der seelischen Befindlichkeit. Doris Runge spielt mit den Tönen. So auch, wenn sie Pflanzen nennt, die allein durch den Klang ihrer Namen · Schwanenblume, Blutweiderich, Bärenklau, Baldrian · Bilder evozieren („Das andere Leben“).

Martí Sampler

Über Selected Writings des kubanischen Nationaldichters José Marti schreibt die Los Angeles Times am 21.7.02:

About Emerson, he wrote, „Marvelous old man, I lay my sheaf of green palm fronds and my silver sword at your feet!“ Of Coney Island: „Everything is out in the open: the noisy groups, the vast dining rooms, the peculiar courtship of the North Americans … the theater, the photographer, the bathhouse.“ On graduation at Vassar: „May the education of women become so common that she who possesses it is not marked out.“ The qualities of Whitman’s poetry: „sudden silences, vibrant tones, hymnlike élan, and Olympic intimacy.“

Schoschonendichtung

Oddly, the least interesting reading in the book are the songs that constitute the purpose of the book.
Tammen tukkananka waaka Wiintoya katete,
Tammen tukkananka waaka Wiintoya katete,
Hiim patatsiina,
Hiim patatsiina,
Hiim patatsiina,
Hiim patatsiina.
No matter how kind the reader is, it just doesn’t make interesting reading (the first two lines each translate into „To the south in the junipers on Smoky Mountains“ and the last four each translate as „Something is shining“). On a CD that comes with the book, Earl Crum sings the song with rhythms that are enticing. / The Salt Lake Tribune 21.7.02

Newe Hupia Shoshoni Poetry Songs. By Beverly Crum, Earl Crum and Jon P. Dayley; Utah State University Press; $24.95

Dissident poet Aleksandr Ginzburg dead

After nine years in prisons and labor camps, Mr. Ginzburg and four others were flown to the United States in 1979 in exchange for two convicted spies.

He had attracted the attention of the Soviet authorities in 1959, with a typewritten magazine called Syntax, containing bitter poems that reflected his generation’s anger and disillusionment with the Soviet Union. It became the first of the so-called samizdat (or self-published) journals of the post-Stalin period. / Nachruf NYT 20.7.02

pleasures of poetry

Diane Rehm talks with Robert Pinsky about the pleasures of poetry and the new Favorite Poem Project anthology, Poems to Read. (Audio from The Diane Rehm Show.) / 20.7.02

Lyrik

… am 20.7.02: NZZ bringt ein Gedicht von Evelyn Schlag – die Frankfurter Anthologie der FAZ stellt eines von Marcel Beyer vor.

Chandosbrief

Die FAZ-Serie zum Chandosbrief wird heute von Wolfgang Hilbig eröffnet, dessen Text so schließt:

Und so interpretiere ich Ihren Brief, Philipp Lord Chandos: als einen Versuch, Widerstand hervorzurufen gegen den Zerfall, der Ihnen widerfuhr, und letztlich als den Versuch, eine Verneinung Ihres Briefs zu mobilisieren und den Widerstand dagegen reifen zu lassen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.07.2002, Nr. 165 / Seite 37

Deutsch-jüdischer Dichter

Wir haben hier keinen großen Dichter neu zu entdecken, aber einen nachdenklich stimmenden Fall der deutsch-jüdischen Literaturgeschichte zu studieren, den sichtbar gemacht und detailliert kommentiert zu haben eine große Leistung des Herausgebers ist. Nur eines wüsste ich gerne: Was meint Falkensohn Behr mit einer „hebräischen Ode“, an die er eines seiner Gedichte angelehnt habe? Wurde die Odenform damals schon in die hebräische Dichtung übernommen, oder meint er eine hebräischsprachige (jüdische?) Dichtweise oder lyrische Form, für die er den Begriff Ode benutzt? „Hebräische Ode“ – in dem merkwürdigen Ausdruck liegt die ganze Verzwicktheit des damaligen kulturellen Übergangs für die Juden. /JÖRG DREWS, SZ 19.7.02

ISACHAR FALKENSOHN BEHR: Gedichte von einem polnischen Juden. Mit einem Nachwort herausgegeben von Andreas Wittbrodt. Wallstein Verlag, Göttingen 2002. 102 Seiten, 22 Euro.