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Veröffentlicht am 22. April 2025 von lyrikzeitung
Paul Leppin
(* 27. November 1878 in Prag, Österreich-Ungarn; † 10. April 1945 ebenda)
Frühlingslied
Ach, das Schweinefleisch wird teuer,
Und der Frühling ist gekommen.
Viele Bürger haben heuer
Schon das erste Bad genommen.
Und im Mondschein, im verschmierten,
Wibbeln, wabbeln alle Kanten.
Bei dem Denkmal Karls des Vierten
Sammeln sich die Buseranten*.
Und die Mädchen ohne Mieder,
Die so plastisch im Detail sind,
Kommen auf die Straße wieder,
Weil sie wissen, wie wir geil sind.
Und die Menschen sind meschügge,
Und die Hoffnung ist ihr Anker.
Mancher wird beizeiten flügge,
Mancher erst beim zweiten Schanker.
*) Buserant, österr.: Homosexueller
Aus: Versensporn 59. Paul Leppin. Jena: Edition Poesie schmeckt gut, 2025, S. 6
Kategorie: Deutsch, TschechienSchlagworte: Paul Leppin
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