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Veröffentlicht am 4. November 2024 von lyrikzeitung
Ilse Kilic
(Geboren 1958 in Wien)
leben in der beschädigten welt
jetzt versagt mir die sprache die hilfe,
die worte sind grau wie die tauben,
die ihr nest vergeblich behüten.
ich gurre, ich schnurre,
ich knurre und murre:
ich senke den blick.
hinter meinen ohren stehen ratschläge,
vermutlich selbst geschrieben.
ich kann sie nicht lesen.
ich tippe und wippe,
ich spitze die lippe:
das pfeifen will nicht gelingen.
was auf der hand liegt will nicht aufs papier.
was auf der zunge liegt, brennt.
kann ich den füßen vertrauen? ich gehe.
ich stehe, ich drehe,
ich flehe, verstehe:
leben in der beschädigten welt.
Aus: Versnetze_zwölf. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart. Hrsg. Axel Kutsch. Weilerswist: Ralf Liebe, 2019, S. 321
Kategorie: Österreich, DeutschSchlagworte: Ilse Kilic
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