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Veröffentlicht am 13. Mai 2010 von lyrikzeitung
Flucht und Verwandlung heißt die vom schwedischen Autor und Übersetzer Aris Fioretos kuratierte Ausstellung, die dem Besucher die fragile Dichterexistenz der Nelly Sachs in Erinnerung ruft. Zu sehen sind da also beispielsweise die Kette aus Mondsteinen, die sie zur Nobelpreisverleihung trug, Privatfotos, auf denen sie zusammen mit einer Freundin das Festkleid für den Anlass anprobiert – aber eben auch die ängstlichen Briefe an Celan, in denen sie von einer »Nazi-Spiritist Liga« berichtete, von der sie verfolgt werde. Fioretos gelingt eine Gratwanderung: Die Schau spürt der Person hinterher und zeigt Privatestes, ohne sie posthum zu verletzen. Gefallen hätte es der Dichterin wohl dennoch kaum. Denn dass Nelly Sachs diskret sein wollte, verdeutlicht das Zitat an der Wand aus einem Brief, den sie 1959 an den Germanisten Walter A. Berendsohn schrieb: Sie wolle »hinter meinem Werk verschwinden«; sie wünsche sich, »daß man mich gänzlich ausschaltet – nur eine Stimme, ein Seufzer für die, die lauschen wollen«. / Alexander Cammann, Die Zeit 12.5.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, SchwedenSchlagworte: Alexander Cammann, Aris Fioretos, Berlin, Nelly Sachs, Paul Celan
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