49. Fleisch geworden

Craig Arnold (1967 – 2009) kümmerte sich nicht um die Fehden zwischen den tonangebenden Dichterclans in New York und San Francisco. Er stand unakademisch und souverän über den Schulen der engagierten, neoromantischen oder rein sprachartistisch orientierten Poetiken. Der Dichter, der auch als Band-Musiker auftrat, gehört dennoch zu einer ganz besonderen Spezies – jener Künstler, die früh und gewaltsam starben und damit zur Legende wurden. Dem Rockstar Jeff Buckly, der im Mississippi umkam, hat er das Gedicht „Grace“ gewidmet. Dem Pop-Musiker Ian Curtis, der sich – von Epilepsie und Drogen gebeutelt – das Leben nahm, porträtierte er in „Leader of Men“. Er selbst verschwand im vergangenen Jahr auf mysteriöse Weise, als er auf einer japanischen Insel Vulkanstudien betrieb. Die Zwischenreiche, von denen die Gedichtauswahl aus den Bänden „Schalen“ und „Fleisch geworden“ erzählt, sind keineswegs provinziell. Arnold entwarf einen neuen Typus des Reise-, Ding- und Liebesgedichts mit einzigartig intensiven Sprachbildern, in denen Leben und Tod, Liebe und Hass, Vision und Realität zusammenfließen oder dramatisch aufeinander prallen. / Dorothea von Törne, Die Welt 9.1.

fleischgeworden.
Von Craig Arnold. A. d. Engl. v. Jan Volker Röhnert. Luxbooks, Wiesbaden. 24 S., 18,50 Euro.

Außerdem in der Sammelrezension:

Hier noch Dort
Von Bernard O’Donoghue. A. d. Engl. v. Andreas Flückiger. Athena, Overhausen. 120 S., 12,90 Euro

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..