Nachdichten – francophon oder germanophon

Während die eine (frankophone) Fraktion mit fast demütiger Zurücknahme der eigenen Kreativität den Aspekt der Werktreue bzw. der übersetzerischen Genauigkeit betonte und entschieden für zweisprachige Ausgaben plädierte, gerierte sich die andere (germanophone) Fraktion als eigensinniges Enfant terrible: Er könne sich durchaus vorstellen, Übersetzungen zu publizieren, die mit dem Original kaum mehr etwas zu tun hätten, meinte z. B. der Basler Verleger Urs Engeler. Denn sein Verlag sei eigentlich gar kein Verlag, sondern ein «Sprachforschungsinstitut», so der bei Engeler übersetzende österreichische Lyriker Peter Waterhouse. Er verstehe Dichtung als performativ physischen Akt. Zu ihrer Übersetzung brauche man daher weniger die Meinung des Autors als vielmehr genügend Zeit und Ausdauer. / Sabine Haupt, NZZ 29.9.03

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