Irak: Dichter im Exil

Für den in Deutschland lebenden Lyriker, Romancier und Essayisten Fadhil al-Azzawi sind es nach wie vor die Intellektuellen, die die Wahrheit über die Seelenlage und die Sehnsucht der Iraker nach Freiheit zum Ausdruck bringen. Auch Al-Azzawi ist nicht glücklich über den Umgang der irakischen Opposition mit ihren Exilgefährten, den Intellektuellen: Manche von ihnen würden am liebsten Kultursoldaten sehen und den Rest gern in einen Käfig sperren, ob unter dem jetzigen Regime oder dem künftigen der Amerikaner. Al-Azzawi ist verärgert über die Redaktion von „Al-Quds Al-Arabi“, die die irakischen Intellektuellen auch deshalb um Stellungnahmen gebeten hat, weil sie der Auffassung ist, daß diese sich aus der Diskussion über die Zukunft des Landes allzusehr heraushalten.

Die Intellektuellen, so schreibt der Dichter aus dem deutschen Exil, hätten stets die Stimme der Freiheit ihres Volkes verkörpert. Dafür habe sich der irakische Diktator an ihnen gerächt. Al-Azzawi saß im Irak drei Jahre im Gefängnis und wurde, wie er erklärt, 1980 ausgebürgert. Sein Haus in Bagdad wurde konfisziert. Verantwortlich dafür soll ein anderer Dichter gewesen sein, der ihn denunziert habe. Al-Azzawi ist zuversichtlich, daß, so oder so, das Ende von Saddams Herrschaft naht. Wie die meisten Intellektuellen ist auch er gegen jede Art von Krieg, gegen den einkalkulierten Tod von Unschuldigen und gegen die drohende Verwüstung des Landes. Trotz allem Geschehenen werde sich das Volk wieder aufrichten: „Bagdad wartet schon auf die Rückkehr seiner verlorenen Söhne.“

JOSEPH CROITORU
Al-Muatamar Nr. 331 vom 20. Dezember 2002

Al-Quds Al-Arabi vom 9. und 10. Januar 2003
Frankfurter Allgemeine Zeitung , 17.01.2003, Nr. 14 / Seite 34

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..