Huchelpreis für Hilbig

Die dreißig Bilder vom Erzählen (S. Fischer), illustriert mit Radierungen von Horst Hussel, markieren Wolfgang Hilbigs Rückkehr zu seinem kreativen Ursprung, der Lyrik: abwesenheit hieß sein – westdeutsches – Debüt von 1979. „Nun bin ich alt und in den Staub geworfen“, setzt resignativ das Gedicht „Nach der Prosa“ ein, doch kann es wie so viele andere den appellativen Hang nicht verbergen. Es sind die Gedichte eines Urtümlichen, den man in der Epoche des Sturm und Drang ein Originalgenie genannt hätte. Er adaptiert Die Lesefrüchte der klassischen Moderne – T.S. Eliot, Arthur Rimbaud – adaptiert er nicht einfach, sondern propft sie seinem Erfahrungshintergrund auf. Das macht die Bilder des Erzählens zu Solitären.

Hilbigs Utopie der sächsischen Wälder, von denen es in „Mond.Verlust der Gewißheit“ heißt, sie seien „längst entweht“, verbindet ihn mit Peter Huchel , dem Metaphoriker des Waldes. Auch Hilbigs lädiertes lyrisches Ich schöpft auf der Odyssee durch die Jahrzehnte Kraft aus der Rückkoppelung an die Elemente, gefiltert durch dichterische Einsamkeit: durch die Braunkohle hin zum Mondlicht – in dem das Ich dann zu kentern droht. Selten hat der Peter-Huchel-Preis, dotiert mit 10.000 Euro, einen würdigeren Kandidaten gefunden. Wolfgang Hilbig erhält ihn heute an Huchels neunundneunzigstem Geburtstag in Staufen bei Freiburg, einer waldreichen Gegend. / Katrin Hillgruber, FR 3.4.02
Die „Märkische Allgemeine“ druckt aus diesem Anlaß ein Interview mit Hilbig.

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