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Veröffentlicht am 6. September 2015 von lyrikzeitung
Er hätte, bekannte Hermlin in einem späten Interview, vor 1933 genausogut den „nationalbolschewistischen“ Konservativen um Ernst Niekisch und Ernst Jünger beitreten können. So eng verwandt und doch grundverschieden können deutsche Lebensläufe sein. Hermlin erwies dem von der DDR-Kulturdoktrin verfemten Jünger seinen lebenslangen Respekt. Im Gedicht ist es aber vor allem Friedrich Nietzsche, dessen „dionysisches“, wild-anarchisches Potential Hermlin dem vereinnahmenden Zugriff der Nazis entzieht und zugleich, als nähme er dessen ideologische Verfolgung in der DDR vorweg, klammheimlich in jenen anderen deutschen Staat hinüberrettet, der sechs Jahre später Realität wird – Zarathustras Tanzlied („Mistral wirbt um ihn“) rauscht unverkennbar über Hermlins Albigenser Terrassen. 1976 ist Hermlin der erste, der es wagt, Nietzsche einen Ort in einer DDR-Publikation zu geben, mit „An den Mistral“ in seinem „Deutschen Lesebuch“. / Jan Volker Röhnert schreibt in der Frankfurter Anthologie der FAZ über Stephan Hermlins Gedicht „Die Terrassen von Albi“
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ernst Jünger, Friedrich Nietzsche, Stephan Hermlin
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