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Veröffentlicht am 9. Oktober 2013 von lyrikzeitung
Baltasar Gracian
Handorakel und Kunst der Weltklugheit
Die Kunst des Ausdrucks besitzen: sie besteht nicht nur in der Deutlichkeit, sondern auch in der Lebendigkeit des Vortrags. Einige haben eine glückliche Empfängniß, aber eine schwere Geburt: denn ohne Klarheit können die Kinder des Geistes, die Gedanken und Beschlüsse, nicht wohl zur Welt gebracht werden. Manche gleichen, in ihrer Fassungskraft, jenen Gefäßen, die zwar viel fassen, aber nur wenig von sich geben: Andere wieder sagen sogar mehr, als sie gedacht haben. Was für den Willen die Entschlossenheit, ist für den Verstand die Gabe des Vortrags: zwei hohe Vorzüge. Die Köpfe, welche die Gabe lichtvoller Klarheit haben, erlangen Beifall; die verworrenen werden bisweilen verehrt, weil Keiner sie versteht. Zu Zeiten ist es passend dunkel zu seyn, um nicht gemein zu werden: allein wie sollen die Hörer den begreifen, der mit dem, was er sagt, eigentlich selbst keinen Begriff verknüpft?
Aus:
Balthazar Gracian’s Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit.
Leipzig: F.A. Brockhaus 1871
(Arthur Schopenhauer’s handschriftlicher Nachlaß 1)
S. 139
Kategorie: Spanien, SpanischSchlagworte: Arthur Schopenhauer, Balthasar Gracian, Diktionär
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