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Ein Leserin fragt:
Sie haben nicht zufällig das Gedicht „One Cent Life“ von Walasse Ting oder können mir sagen, wo ich es finde? Ich sah kürzlich in einer Ausstellung eine Lithographie von ihm, auf der es zu lesen war
Nein, ich habe es leider nicht. Nicht ganz meine Preisklasse. Auch die meisten Bibliotheken, auch wissenschaftliche Bibliotheken, werden es sich nicht leisten können. So heißt eine bis 5, 6 Tausend Euro teure Mappe mit Gedichten des chinesischen Künstlers und Originalgrafiken vieler der berühmtesten und teuersten Künstler der Welt. Die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf hatte das Glück, es geschenkt zu bekommen und stellte es 2002 aus. Sie schrieb dazu:
One Cent Life: Mit Gedichten von Walasse Ting, herausgegeben von Sam Francis erschien 1964 im Verlag der Berner Galerie Kornfeld.
Der Band enthält 62 teils farbige, doppelblattgroße Original-Lithographien und zahlreiche Textillustrationen und wurde in losen Bogen in einer farbig illustrierten Leinenmappe herausgegeben. Seine Auflage betrug 2000 Exemplare. Das berühmte, kühn gestaltete Künstlerbuch der sechziger Jahre bildet eine Synthese europäischer und amerikanischer Avantgarde die von abstraktem Expressionismus und Tachismus bis zur Popmalerei reicht. Mit Original-Farblithographien von Pierre Alechinsky, Karel Appel, Enrico Baj, Alan Davie, Jim Dine, Sam Francis, Robert Indiana, Asger Jorn, Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Robert Rauschenberg, James Rosenquist, Andy Warhol, Tom Wesselmann u.a.
Das Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf ist ein großzügiges Geschenk von Herrn Jörg-Michael Bertz (Vice President, Sotheby’s Germany).
Googlesuche nach „one cent life“ (in Anführungsstrichen) findet Seiten von Antiquaren, von denen einige Faksimiles im Netz zeigen. (Einzelblätter kann man für bis zu 500 Euro kaufen – teure Gedichte.) Die Abbildungen im Netz sind oft so klein, daß man den Text der Gedichte kaum lesen kann. Es lohnt sich trotzden zu suchen, vgl. hier. Auch über die englische Wikipedia findet man vieles. Ein Blatt mit gerade diesem Text, „one cent life“, konnte ich im Netz nicht finden.
Dafür aber zufällig die traurige Nachricht, daß der chinesisch-amerikanisch-niederländische Künstler-Dichter vor kurzem gestorben ist:
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Eine bezahlbare Ausgabe seiner wunderbaren Gedichte scheint es bisher nicht zu geben, und so bleiben es Gedichte für Zahlungskräftige.
Vgl. L&Poe 2010 Feb #42. Meine Anthologie: Walasse Ting
Vielen Dank für Ihre Bemühungen! Da können Sie sich ja ob des Gedichtbandes „Chinese Moonlight“ richtig glücklich schätzen!!
Freundliche Grüße
Pagophila
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