Arabische Dichtung in Darmstadt

Gibt es so etwas wie den positiven Kehrwert eines Schlages ins Gesicht? Wenn ja, dann erfuhr man ihn beim «Fest arabischer Poesie», welches die Tagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung eröffnete. Machmud Darwish, der zur «Stimme Palästinas» erhobene, in der gesamten arabischen Welt hoch verehrte Dichter, Darwish, der Unnahbare, in der Frage des Nahostkonflikts als unversöhnlich Geltende, tritt als Erster vors Publikum, beginnt seine Lesung mit einem Gedicht, betitelt «Frieden». Auch im zweiten vorgetragenen Text kehrt das Wort siebenfach wieder; in einem weiteren Gedicht klingt die imaginäre Rede an den «Feind» elegisch, ohne Schärfe. Mehr noch als der grosse Name machte dies Darwishs Auftritt zum Ereignis. …
[Der Syrer Adel] Karasholi, der seit gut vierzig Jahren in Deutschland lebt, schreibt auf Deutsch wie auf Arabisch – und eine Lyrik, die, noch indem sie am Dazwischensein leidet, von beiden Seiten einseh- und einfühlbar ist. Dass aber Verständlichkeit nicht allein von solcher Nähe zu Deutschland abhängt, bewiesen die sinnlichen Verse der Syrerin Salwa an-Neimi so gut wie die subtile Verschränkung von Bildern und Ideen in Texten des aus Bahrain stammenden Qassim Haddad. / Angela Schader, NZZ 27.10.03

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