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Veröffentlicht am 31. Mai 2025 von lyrikzeitung
Uwe Kolbe
(* 17. Oktober 1957 in Ost-Berlin)
Mein Märchen
Mein Märchen, du bist in Wirklichkeit
ganz dieser Welt, gehst wach die Stufen
hier neben mir, schaust wie nur wir
ins freundliche Alter hinüber, die Kunst,
denn das ist, einander erforschend
nicht mehr – wie bekannt wir uns sind –,
dein Garten, dein Tagwerk, begriff ich
in eins, leise sagst du, die Kunst, sicher
ist dieses uralte umfriedete Land, dein
von alters, wir wohnen in deinem Land,
von deiner Hand ist gesegnet das Blühen,
die Kunst, wir sitzen in deinem Garten
und sagen, die Kunst ist vor allem das,
was Lebende oft voreinander verhehlen,
den Weg zueinander nicht finden, aber
das ist ein Zitat aus einer, aus Spätzeit,
beim zweiten Lesen der Bücher,
kurz hebst du den Kopf, verabredest dich
auf einen Besuch bei den alten Meistern,
den frischeren Farben und Formen,
der Freundschaft der Toten gewiss
in dem Gewebe des Lebens, der Freude
am Märchen, das ist an der Wirklichkeit.
Aus: Uwe Kolbe: Imago. Gedichte. Frankfurt/Main: S. Fischer, 2020
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Uwe Kolbe
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